Hallo,
ich versuche gerade meine Diplomarbeit-Kopfzeile zu formatieren.
Also:
- Linie drunter
- rechts: Seitenzahl
- links: Kapitel in GROSSBUCHSTABEN
Problem: die Großbuchstaben funktionieren zwar, aber nicht bei automatischen Überschriften wie Inhaltsverzeichnis und Literatur (Literatur fehlt außerdem im Ialtsverzeichnis, aber das ist ein anderes Problem)
Das Getippte sieht so aus:
\documentclass[a4paper, 11pt, titlepage, headsepline, markuppercase]{scrartcl}
\usepackage{scrpage2}
\pagestyle{scrheadings}
\automark{section}
\ohead{\pagemark}
\ihead{\headmark}
\chead{}
\cfoot{}
Ich könnte da Hilfe gebrauchen!
Schönen Dank schonmal.
Warum willst du Großbuchstaben?
Zunächst: Es geht nicht so einfach. Dein Wunsch ist so ziemlich der einzige Punkt, in dem die KOMA-Script-Klassen nicht an die Standardklassen angepasst werden können. Der Grund dafür ist einfach. Die Versalien in den Kolumnentiteln sind typografisch ohnehin falsch gesetzt. Im Versaliensatz muss grundsätzlich leicht gesperrt werden. Diese Regel ist so wichtig, dass sie in den wenigen festen Regeln, die Jan Tschichold aufstellt, bereits an zweiter Stelle kommt. Dabei ist auch nicht zwischen allen Buchstaben gleich zu sperren, sondern so, dass der optische Eindruck eines gleichmäßigen Abstandes entsteht. Wollte man das automatisch machen, bräuchte man für jeden Font eigene Sperrtabellen. LaTeX setzt Versalien ohne die zusätzliche notwendige Sperrung (es gibt Pakete mit eigenen Anweisungen, die das verbessern helfen).
Während die normalen Überschriften mit
\chaptermark
etc. gesetzt werden, das ggf. von scrpage2 definiert wird und deshalb nach Anforderung auch Großbuchstaben einschleusen kann, werden die Nummernlosen Überchriften mit\@mkboth
bzw. mit\markright
oder\markleft
gesetzt. Diese Low-Level-LaTeX-Anweisungen enthalten kein\MakeUppercase
. Es ist auch nicht ganz so trivial, wie man denken würde, einfachzu definieren, um das zu ändern. Da die Low-Level-Anweisung
\@mkboth
wiederum von den Anwenderanweisungen wie\chaptermark
verwendet werden,\MakeUppercase
nur mit voll expandierbaren Argumenten korrekt funktioniert, aber niemand garantieren kann, dass in besagten Anwenderanweisungen nur solche vorkommen, funktioniert das nur manchmal.Also nochmal meine Eingangsfrage: Warum willst du eine typografisch falsche Lösung, die zudem auch noch extrem hässlich ist? Wenn schon würde ich eher Small-Capitals verwenden (wobei auch diese genaugenommen ggf. zu sperren wären, dort ist das aber je nach Font ein klein wenig weniger schlimm als bei Versalien).
Übrigens fehlt die Literatur nich tim Inhaltsverzeichnis. Du hast scrartcl ja nicht mitgeteilt, dass du sie dort haben willst. Siehe Abschnitt 3.1.4, »Optionen für das Inhaltsverzeichnis«, in der KOMA-Script-Anleitung.
Und wenn du schon beim Lesen bist, schlag auch gleich nochmal markuppercase nach. Dort steht deutlich: »Die Optionen sind nicht geeignet, eine entsprechende Darstellung zu erzwingen.« Deutlicher kann man es eigentlich nicht schreiben.
Vielen Dank für die
Vielen Dank für die schnelle Antwort!
Dann werde ich wohl meine Wünsche entsprechend umändern...
Zu der "Eingangsfrage": Ich habe eine Vorstellung davon, wie mein Dokument aussehen soll. Und an der Stelle bin ich wohl ein total schlechter KOMAner, weil es mir relativ egal ist, wie richtig eine Typographie ist. Wichtig ist mir nur das gute Aussehen; und Ästhetik ist bekanntlich ein subjektives Empfinden.
Mit anderen Worten: ich empfinde die Kapitelbezeichnung in Großbuchstaben in der Kopfzeile, so, wie sie in "Normal-LaTeX" genutzt werden können, als sehr angenehm!
Aber ich kann natürlich verstehen, dass die Grundfesten des KOMA-Scriptes nicht so einfach umzuändern sein sollen. Deswegen werde ich, wie gesagt, eine andere Lösung anstreben. (z.B. normale Buchstabengrößen...)
Typografie ist keine Geschmacksfrage
Lies mal das Zitat am Ende von Abschnitt 2.8. Du bist offenbar in dem Irrglauben, dass Typografie eine Geschmacksfrage ist. Das ist nicht der Fall. Typografie hat in erster Linie das Ziel, die Form eines Textes so zu wählen, dass der Leser davon den größten Nutzen hat. Geschmacksfragen stehen erst an zweiter Stelle. Auch Autoren sollte das wichtiger sein. Typografische Missgriffe zu vermeiden, sollte also immer im Interesse des Autors sein. Denn üblicherweise schreibt man Texte, damit sie gelesen werden, nicht damit sie besonders hübsch sind.
Gerade die Frage des korrekten Versaliensatzes ist keine Frage des guten Aussehens, sondern der Lesbarkeit. Darüber hinaus habe ich bei einem Vortrag mal nachgefragt, welcher von zwei inhaltlich identischen Texten in Versalien wohl besser ist. Der korrekt gesperrte war der deutliche Sieger. Es war für da Publikum dann sogar leicht, einen absichtlich von mir eingebauten, recht kleinen Fehler, auf Anhieb zu finden. Nachdem ich das Thema Sperrung und Kerning dann in wenigen Minuten durch hatte, hat jemand aus dem Publikum sogar einen unabsichtlichen Fehler auf einer anderen Seite angemahnt.
Wohlbemerkt, wenn jemand Versalien im Kolumnentitel haben will, sagt die Typografie nichts zwingendes dagegen. Aber es sollte dann richtig gemacht werden.
\MakeUppercase
taugt dabei aber nicht, um mehr als einen Buchstaben in Großbuchstaben zu wandeln. In den Standardklassen (und vielen Paketen) wird aber\MakeUppercase
verwendet, um den kompletten Kolumnentitel in Versalien zu setzen. Das ist nicht unschön oder eine Geschmacksverfehlung, es ist schlicht falsch. Genauso falsch wäre es, auf Satzzeichen gänzlich zu verzichten. Mag dem einen oder anderen geschmacklich näher kommen, schadet aber eindeutig der Lesbarkeit.Hast du denn meinen Alternativvorschlag mit Kapitälchen mal ausprobiert? Ein
\setkomafont{pagehead}{\scshape}
genügt.Alles neu macht der …
Verwendet man ein aktuelles KOMA-Script und das aktuelle scrlayer-scrpage an Stelle des veralteten scrpage2, so funktioniert der Versalsatz übrigens in der Kopfzeile übrigens wie erwartet:
Mit Hilfe von microtype bekommt man dann sogar das dringend gebotene Sperren halbwegs gut, automatisch geregt: