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"Normale" LaTeX-Kommandos in der scrlttr2-Klasse

Hallo,
in der Vergangenheit hatte ich immer meine Bewerbungen mit Dinbrief geschrieben. Das schöne an Dinbrief war, dass nach \end{letter} ich alle ganz normalen LaTeX-Kommandos verwenden konnte wie in der normalen \article -Klasse. Sehr nütlzlich um generieren EINES PDF-Doukuments mit Anschreiben, Lebenslauf und Dokumentenkopien.

In der Zwischenzeit bin ich zum Briefeschreiben auf scrlttr2 umgestiegen und musste beim kürzlichen Berwerbungsschreiben (welches ich jetzt natürlich auch mit scrlttr2 schreiben wollte) feststellen, dass es überhaupt nicht möglich ist scrlttr2-fremde (standard)Befehle zu verwenden.
Meine Frage, kann man irgendwie scrartcl parallel zum scrlttr2 laden um dann außerhalb der letter-Umgebung wie in einem ganz normalen Dokument arbeiten zu können?

Ich habe in letzter Zeit auch etliche Bewerbungen abgeschickt und frage mich, wozu du das so machen willst?

Wenn du die Bewerbung per Post verschicken willst, musst du sie ohnehin ausdrucken und das geht auch mit zwei getrennten Dokumenten problemlos.

Wenn du sie online verschicken willst, brauchst du nicht den üblichen Briefstil mit dem Empfänger an der richtigen Position für einen Fensterumschlag etc. und kannst direkt scrartcl verwenden. Ich schreibe meine Anschrift beispielsweise immer auf das Deckblatt und die eigene Anschrift wird der Empfänger hoffentlich kennen (sonst sollte man sich ernsthaft überlegen ob man dort wirklich arbeiten will).

Wenn du aber unbedingt ein Briefformat verwenden und alles in einem Dokument haben willst, kannst du auch, etwa mit pdfpages, den Briefteil in das übrige Dokument einbetten.

Wir verschicken Einladungen per Mail, die auf "offiziellem Briefpapier" rausgehen sollen.
Zusätzlich angehängt ist dabei ein Info-Guide. Setze ich die beiden Sachen getrennt und binde den Anhang per pdfpages o. ä. in den Brief ein, wird das resultierende PDF unnötig groß, weil die selbe Schrift mehrfach eingebettet wird.

Insofern hilft das Setzen in einem einzigen TeX-Dokument Redundanzen zu vermeiden.

Bild von Markus Kohm

Und wenn ich in meine halbleeren Klebstoffflasche den Joghurt noch mit reinkippe, dann spare ich mir in meiner Tasche den Platz für den Joghurtbecher. Und dann hätte ich noch gerne, dass ich mein Fahrrad auch als PKW verwenden kann, weil nämlich sonst zusätzlich zu den vier Rändern des PKW auch noch die beiden Räder des Fahrrads transportiert werden müssen, wenn ich im Urlaub Radfahren will.

Wenn man pdfTeX nicht explizit anweist, Fonts komplett einzubinden (statt nur die Zeichen, die verwendet werden), spielen die paar Fonts, die man für den Brief zusätzlich braucht, normalerweise keine große Rolle. Bei einem Test eben waren das gerade mal 10 KByte, dabei habe ich absichtlich 5 Fonts (normalerweise komme ich mit zwei Fonts aus) und cmsuper (das bekannt dafür ist, größer als notwendig zu sein) im Brief verwendet. Wenn Du so sehr an der Dateigröße sparen willst, dann nimm als einzigen Font Times und verzichte auf die Einbettung.

ps2pdf anschreiben.pdf Anschreiben.pdf

Das stampft mir (unter Linux) eine Bewerbung samt Lebenslauf von 180K auf 50K ein. Zum einen werden Fonts zusammengeführt, zum anderen wird beim Ergebnis die Schrift-Variante ›Type 1C‹ verwendet.

Der Nachteil ist das Verschwinden der Meta-Angaben wie Titel oder Autor.

Aber man kann halt nicht alles haben.

Bild von Markus Kohm

Natürlich kann man auch bei scrlttr2 Text außerhalb von Briefen schreiben. Beweis:

\documentclass{scrlttr2}
 
\begin{document}
Dies ist der Beweis.
\end{document}

Desweiteren kann man bei dinbrief auch nicht x-beliebige Befehle aus anderen Klassen verwenden. So beherrscht beispielsweise auch dinbrief keine Abschnitte:

\documentclass{dinbrief}
 
\begin{document}
\section{Das geht nicht}
\end{document}

Bei scrlttr2 kann man das aber diese nachrüsten:

\documentclass[sections]{scrlttr2}
 
\begin{document}
\section{Das geht hingegen}
\end{document}

Die dafür benötigte lco-Datei, findet sich im Bereich "Dateien" (Menü oben links) hier auf komascript.de. Meine Meinung zum Setzen von allem möglichen mit einer Briefklasse, statt mit der dafür vorgesehenen Klasse, findet sich im Forum. Ich stimme da sehr mit dem Kommentar von Schokoolero50 überein.

Hallo Markus und Schokoolero50,

vielen Dank für Eure Antworten. Zunächst einmal zum

Wieso?
Die Bewerbungen waren nur ein Beispiel. Ein anderes Beispiel, ist es einfach einen Brief zu schreiben, an den noch ein paar pdf-dateien automatisch angehängt werden sollen. Nun könnte ich zwar einzelne Dokumente erzeigen und diese mit pdfpages wieder zusammenkleben, aber es sind wieder mehrere Arbeitsschritte (und Dokumente zu verarbeitet) als einfach nur mit einem Befehl die entsprechenden Dokumente in meinem Briefdokument anzuhängen (ich verwende hier einfach \includefullpagegraphic ). Der Anwendungsfall ist übrigens bei meinem Chef aufgekommen den ich glücklicher Weise dazubekommen konnte eine scrlttr2-Vorlage zum Briefe schreiben zu verwenden, der dann aber mit genau o.g. Problem gescheitert ist.

Welche Befehle?
Besonders häufig wären in meinem Arbeitsalltag die Befehle
\includefullpagegraphic und auch BiBTeX gefragt um eben noch ein paar Publikationen anzuhängen. Das man sections aktivieren kann wusste ich nicht und konnte ich leider nicht in der Doku finden (könnte ich aber übersehen haben). Gibt es noch andere Befehle, die sich via Optionen aktivieren lassen?

Bild von Markus Kohm

Welche Klasse stellt die den bereit? Ich würde ja eher darauf tippen, dass das irgend ein Paket macht. In dem Fall sollte man mal probieren das zu laden. Allerdings konnte ich in meiner LaTeX-Installation weder eine Klasse noch ein Paket mit einer solchen Anweisung finden. Ich selbst kenne nur \includegraphics (Paket graphics oder graphicx) und \includepdf (Paket pdfpages). Wobei letzteres dem Namen nach in etwas das machen dürfte, was Du suchst.

Ich wollte ja eigentlich nicht schon wieder so überaus deutlich werden. Aber, wenn ich zu vorsichtig bin, scheint man mich nicht zu verstehen. Also deutlicher:

Warum es kein Literaturverzeichnis bei scrlttr2 gibt, steht in der Anleitung.

Es ist kompletter Unfug, ein beliebiges Dokument mit einer Briefklasse zu setzen. Wer das will, hat den Sinn von Dokumentklassen nicht verstanden. Bücher setzt man mit Buchklassen. Berichte setzte man mit einer Berichtklasse. Artikel setzt man mit einer Artikelklasse. Präsentationen setzt man mit einer Präsentationsklasse. Briefe setzt man mit einer Briefklasse.

Verwendet Dein Chef auch eine Word-Briefvorlage, um die Gehaltsabrechnungen zu erstellen und Handbücher zu setzen und Excel, um eine Präsentation zu erstellen, nur weil er in der Präsentation auch mal eben ein Tortendiagramm hat?

Man kann scrlttr2 nahezu beliebige Funktionalität per lco-Datei zufügen – wenn man eine entsprechende lco-Datei hat. Das steht auch in der Anleitung. Die Frage ist eben, welche lco-Dateien es gibt. Für Gliederungsbefehle in einer ganz bestimmten Form habe ich mal eine geschrieben, die jedoch nicht Bestandteil von KOMA-Script ist und für die es keinen Support gibt. Ich werde aber ganz bestimmt nicht für jeden möglichen Unsinn selbst eine lco-Datei anbieten. Wer das haben will, muss sich schon selbst darum kümmern.

Mit dinbrief oder scrlttr2 hat das aber alles nichts zu tun. Die Eingangsbehauptung, dass dinbrief hier mehr bietet, ist schlicht Unsinn. Auch dinbrief bietet kein Literaturverzeichnis und kein \includefullpagegraphic. Da kann ich nur sagen: Frage schlecht recherchiert und unnötig provokant formuliert. Dazu die Suchfunktion nicht genutzt, sonst hättest Du beispielsweise section.lco einschließlich diverser Diskussion dazu finden müssen.

Markus,

Du hast mich glaube ich falsch verstanden. Ich habe nie Dinbrief gegen scrlltr2 aufstellen wollen. Ich habe lediglich festgestellt, das Dinge die ich in Dinbrief getan habe schlicht und einfach nicht in scrlttr2 nicht gehen und ich eigentlich nur wissen wollte, wie und ob man andere Befehle noch mit scrlttr2 verwenden kann, da ich inzwischen begeisterter Nutzer von scrlttr2 bin.

Was \includefullpagegraphic angeht muss ich mich doppelt entschuldigen: Erstens heißt es richtig \includegraphicsfullpage (http://www.jr-x.de/publikationen/latex/tipps/includegraphicsfullpage.html) und ich verwende es schon so lange, dass ich ganz vergessen habe, dass es sich um keine Standardklasse handelt sondern einfach ein wrapper um \includegraphics ist der die Seitendimensionen zur Vollseite aufbläst.

Offensichtlich habe ich die Technik der lco-Dateien falsch verstanden und dachte immer, dass hiermit immer nur vorhandene Optionen von scrlttr2 ausgelagert werden können. Das man hier auch zusätzliche Funktionalitäten einbauen kann war mir einfach nicht klar.

Das ich section.lco nicht gefunden hatte, lag auch einfach daran, dass ich nicht explizit hiernach sondern nach Sachen wie Verwendung von bibliography etc. gesucht habe. Du magst es mir verzeihen, ich hatte einfach die falschen Schlüsselwörter gesucht.

Also ich danke für die Klarstellung. Nur eines noch
> Warum es kein Literaturverzeichnis bei scrlttr2 gibt, steht in der Anleitung.
Tut mir leid aber ich habe diesbezüglich in der Anleitung gesucht aber nicht so richtig was gefunden. Könntest Du vielleicht noch einen kleinen Hinweis geben wo genau ich das nachlesen kann?
Vielen Dank.

Bild von Markus Kohm

Das, was Du behauptet hast, dass es in dinbrief geht, geht dort nämlich auch nicht bzw. das, was Du behauptet hast, dass es in scrlttr2 nicht geht, geht dort sehr wohl.

Ich sehe gerade, dass in der aktuellen KOMA-Script-Anleitung nicht mehr drinsteht, warum es kein Literaturverzeichnis gibt. Es gilt sinngemäß, was in 4.18, »Gleitumgebungen für Tabellen und Abbildungen« steht.

Bezüglich der lco-Dateien: Klar, kann man nur die verwenden, die man hat. Aber ebenso ist klar, dass man seine eigenen lco-Dateien schreiben kann. Das wird nun der Anleitung wirklich explizit erwähnt.

Man kann verschiedene Dokumentklassen nicht mischen! Wowereit! Außerdem ist »scrlttr2« eben kein Artikel mit einer lustigen Umgebung darin.

Dein Problem würde (teilweise) oben ein \usepackage{pdfpages} und unten ein \includepdf{lebenslauf} erschlagen.

Teilweise – weil ich nicht weiß, wie ich da in das PDF die Lesezeichen für Anschreiben und Lebenslauf mit reinbekomme.

Bild von Markus Kohm

In einem Anschreiben braucht man üblicherweise eher selten Lesezeichen. Also könnte man einfach das Anschreiben am Anfang des Lebenslaufs per \includepdf laden. Dabei kann man dann auch ein Lesezeichen (bookmark) dafür erzeugen lassen.

Ansonsten gibt es noch Werkzeuge außerhalb von TeX, um PDFs zu vereinen oder Dokumente nachträglich mit Bookmarks zu versehen.

Insbesondere bei Bewerbungen wären Lesezeichen sehr hilfreich. Auch andere Werke verschicke ich zur Ansicht gerne komplett mit dem Anhang als PDF.

In einen Lebenslauf verschiedene Anschreiben mit einzufügen, samt Diplom und Arbeitszeugnissen und Weiterbildungsmaßnahmen, das halte ich für eine schlechte Idee.

Was für mich stabil funktioniert und ausreichend ist:

\usepackage{pdfpages}
\usepackage{bookmark}
 
…
 
\includepdf[fitpaper,link,linkname=lebenslauf]{../lebenslauf}
\includepdf[fitpaper,linkname=diplom]{../diplom}
\includepdf[fitpaper,linkname=zeugnis]{../arbeitszeugnis}
 
\bookmark[dest=page.1]{Anschreiben}
\bookmark[dest=lebenslauf.1]{Lebenslauf}
\bookmark[dest=diplom.1]{Diplom}
\bookmark[dest=zeugnis.1]{Arbeitszeugnis}
Bild von Markus Kohm

Nämlich daran, dass man ein Dokument mit diversen Bookmarks hat und das nun zu dem Anschreiben dazukopieren will. AFAIK gehen Bookmarks bei \includepdf verloren. Also macht man es umgekehrt und lädt in dem Dokument mit Bookmarks das Dokument ohne Bookmarks. Dazu muss man aber nichts an dem Dokument selbst ändern. Das geht schlicht per

pdflatex '\AtBeginDocument{\RequirePackage{pdfpages}}\expandafter\def\csname @preamblecommands\endcsname{\includepdf[pages=-]{anschreiben}}\input' Dokument

Oder eben durch ein Wrapper-Dokument, das ganz ähnliches macht, beispielsweise so:

% Wrapper zum Zusammenfügen von Dokument.tex und Anschreiben.pdf
\AtBeginDocument{\RequirePackage{pdfpages}}
\newcommand*{\OriginalDocument}{}
\let\OriginalDocument\document
\renewcommand*{\document}{\OriginalDocument
  \includepdf[pages=-]{Anschreiben}}
\input{Dokument.tex}
\endinput

Beide Beispiele sind ungetestet, sollten aber genügen, um zu zeigen, wie es funktioniert.

Daneben gibt es dann auch noch combine, und wie gesagt gibt es auch Programm jenseits von TeX um mehrere PDFs zusammenzufügen. Welche davon Bookmarks erhalten, weiß ich nicht.

Bild von Markus Kohm

Inzwischen gibt es das Paket scrletter, so dass man einen Brief in einem ganz normalen Dokument schreiben kann oder auch Briefe mit Literaturverzeichnis, Inhaltsverzeichnis, Gliederungsbefehlen, Index und roten Rüben, äh, nein, letzteres geht dann wohl doch nicht.

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