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Anführungszeichen unterschneiden

Hallo,

ich bin auf folgendes Problem gestoßen: Wenn ich ein mit "W" beginnendes Wort in deutsche Anführungszeichen setze, dann ergibt sich zwischen dem eröffnenden Anführungszeichen und der Versalie "W" eine auffällige Lücke. Da in Büchern meist Guillemets verwendet werden, konnte ich bisher nicht herausfinden, ob dies "normal" ist. Jedenfalls erscheint es mir beim genauen Hinsehen seltsam.

Daher meine Frage: Ist das in dieser Form korrekt, und -- falls nein -- gibt es irgendeine Möglichkeit, das durch Unterschneiden zu ändern?

Hier mal ein Minimalbeispiel:

\documentclass[12pt]{scrbook}
\usepackage[ngerman]{babel}

\begin{document}
\glqq Wasser\grqq
\end{document}

forum: 
Bild von Markus Kohm

Das Kerning hängt vom verwendeten Font bzw. der Fonteinbindung ab. Leider wird beim Fontdesign häufig nur auf Zeichenkombinationen geachtet, die im Englischen häufig sind. Das Kerning von Kombinationen, die in anderen Sprachen häufig sind, ist daher oft alles andere als optimal. Leider gilt das auch für die deutschen Anführungszeichen bei Computer Modern (CM). Eine Verbesserung erreicht man durch Verwendung einer möglichst aktuellen Version von Latin Modern (LM) im T1-encoding, also \usepackage[T1]{fontenc}\usepackage{lmodern}. Hier ist das Kerning sehr von der verwendeten Version von LM abhängig, da gerade das Kerning von Version zu Version verbessert wurde. Wenn man trotzdem ein verbesserungswürdiges Kerning-Paar findet, kann man das auch noch den Autoren melden. Ich selbst habe nur Version 0.99.3. In dieser ist das Kerning zwischen Anführungszeichen unten und dem Buchstaben »W« IMHO durchaus noch nicht optimal aber gegenüber CM durchaus verbessert.

Danke für die Erklärung. Leider führt die Verwendung von
\usepackage[T1]{fontenc}\usepackage{lmodern}
bei mir (MiKTeX 2.5) in Verbindung mit pdflatex stets zu einem minderwertigen Schriftbild. Frag mich nicht warum das so ist, jedenfalls verzichte ich aus diesem Grund auf fontenc und lmodern. Um frei skalierbare Schriften für das lettrine-Paket zu erhalten, verwende ich stattdessen fix-cm. Damit sieht das Ergebnis bis auf das Kerning beim eröffnenden Anführungszeichen sehr gut aus.

Ich habe jetzt aber einen sehr einfachen Workaround für das Problem mit dem Anführungszeichen gefunden. Interessanterweise ist das Kerning von \glq nämlich viel passender als das von \glqq. Daher verwende ich nun vor einer Versalie "W" immer \glq\glq. Das sieht dann im Ergebnis beinahe perfekt aus. Ist vielleicht nicht der sauberste Weg, für meine Ziele jedoch momentan der praktikabelste.

Vielen Dank für Deine Hilfe jedenfalls.

Bild von Markus Kohm

Schau mal nach, was für Fonts im Ergebnis eingebettet werden. Das kannst Du beispielsweise mit dem AcroReader erledigen. Minderwertiges Schriftbild ist in der Regel ein Hinweis, dass etwas mit der Fonteinbindung nicht stimmt. Eventuell werden die LM-Fonts, die es nur als OTF und als Type-1 gibt, durch irgendwelche Pixelfonts ersetzt, weil sie nicht gefunden werden. pdflatex gibt in der Regel am Ende auch aus, welche Fontdateien es einbindet. Ob das bei MiKTeX 2.5 auch so ist, weiß ich aber nicht. Ich habe noch kein QEMU Image mit MiKTeX 2.5 für Evaluierungszwecke erstellt. Mit MiKTeX 2.4 ist LM jedenfalls kein Problem.

Um mit T1 aber ohne LM, sondern mit EC arbeiten zu können, benötigst Du außerdem cm-super. Siehe dazu auch die De-TeX-FAQ.

Das Arbeiten mit OT1-Encoding (Standard-Encoding von TeX) kann hingegen für andere Sprachen als Englisch nicht mehr empfohlen werden. Man erkauft sich damit deutliche Nachteile bei der Trennung, weil dann alle Buchstaben mit Akzenten und alle Umlaute aus mehreren Zeichen zusammengesetzt werden, was dazu führt, dass die entsprechenden Wörter für TeX an der Stelle neu beginnen. Das führt zu erheblichen Trennproblemen. Bei T1 gibt es dieses Problem nicht.

cm-super habe ich installiert. Ich habe jetzt allerdings nochmal ein Minimalbeispiel mit "The quick brown fox ..." erstellt, und da taucht das Problem nicht auf. Es muss also mit irgendeinem von mir eingebundenen Paket zusammenhängen. Ich werde jetzt mal nacheinander alle verwendeten Pakete in das Minimalbeispiel einbinden, um herauszufinden, woran das liegt. Werde Dir dann Bescheid geben ...

Okay, ich habe das Problem jetzt identifiziert. Es wird durch das Paket microtype hervorgerufen, das ich wegen des optischen Randausgleichs eingebunden habe. Durch dieses Paket wird bei mir die Strichstärke der einzelnen Glyphen sehr unterschiedlich. Ich muss wohl mal die Dokumentation nach einer Option durchforsten, mit der sich das unterbinden lässt.

Vielen Dank!

Nachtrag: Komischerweise tritt das Problem selbst dann auf, wenn ich bei microtype "protrusion" und "expansion" auf false setze.

Bild von Markus Kohm

Falls das Problem nur auf dem Bildschirm nicht aber beim Ausdruck auftritt, könnte es sein, dass es sich schlicht um ein Rundungsproblem bei der Darstellung in der vergleichsweise niedrigen Bildschirmauflösung handelt. Allerdings sollte microtype eigentlich nur dann eine Auswirkung haben, wenn man nicht tatsächlich alles deaktiviert.

Das KOMA-Script-Buch ist übrigens unter Verwendung von mircotype gesetzt. Allerdings wurden dabei andere Schriften (beispielsweise Charter als Grundschrift) verwendet. Probleme der beschriebenen Art gab es dadurch nicht. Dafür gab es ein paar Umbruchprobleme weniger und mit dem Ergebnis bin ich auch sehr zufrieden.

Das Problem sieht man bereits auf dem Bildschirm, es taucht jedoch auch beim Ausdruck mittels eines Laserdruckers auf und zeigt sich dort in einem uneinheitlichen Grauwert, der durch eine stark schwankende Strichstärke der Glyphen verursacht wird.

Ich habe jetzt mal drei Beispieldateien angefertigt, damit Du Dir das selbst mal anschauen kannst. Du findest sie hier:

http://www.komascript.de/node/509

Die Variante mit lmodern finde ich am Bildschirm untragbar und auch im Ausruck unangenehm. Vergleiche bitte mal das Wort "Lourdes" in der zweiten Zeile mit der "Radtour" in der mitte des Textes. Die Schriftstärke ist doch völlig unterschiedlich. Die Variante mit OT1-Schriften finde ich am angenehmsten.

Aufgrund Deiner Ausführungen habe ich mich nun trotzdem entschlossen, zumindest die cm-super-Schriften zu nehmen. Die rangieren nach meinem Empfinden irgendwo zwischen den beiden anderen Varianten und sind wenigstens im Ausdruck erträglich.

BTW: Microtype finde ich ansonsten auch super. Wenn man hier und da etwas umformuliert kommt man selbst im Deutschen fast ohne Trennungen aus. Deswegen möchte ich auch nur sehr ungern auf dieses Paket verzichten.

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