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Wie kriege ich die Bindungkorrektur auf der richtigen Seite?

Hallo!
Ich habe mit dem Koma Pakett meine Diss geschrieben. Original ist sie einseitig (und sehr schoen, danke!). Ich moechte jetzt eine zweiseitige Version und stelle fest, dass die Bindungkorektur an der falschen Seite ist. Die Einleitung zum Koma Pakett hat dasselbe Problem, zB der Inhaltsverzeichnis soll auf eine rechte Seite anfangen, also innen waere links, aber der linke Rand ist schmaler als der rechte!!
Meine erste Zeile sieht so aus:
\documentclass[a4paper,tablecaptionabove,oneside,english,bibtotoc,headsepline,headexclude,appendixprefix]{scrbook}
und was ich probiert habe ist, einfach das oneside durch twoside zu ersetzen. Ich habe sonst schon mit verschiedenen Parameter probiert, ohne Erfolg, weil die Textbreite geaendert wird und mein Layout dabei kaputt geht.
Kann mir jemand vieleicht helfen?

Bild von Markus Kohm

Wenn man keine Bindekorrektur angibt, dann ist die Voreinstellung für die Bindekorrektur 0 – Einheit beliebig wählen. Damit stimmt die Druckseite mit der sichtbaren Seite überein. Damit muss der linke Rand der rechten Seite halb so groß sein wie der rechte Rand der rechten Seite, damit der links Rand der linken Seite so groß ist wie der gesamte innere Rand – also der rechte Rand der linken Seite zusammen mit dem linken Rand der rechten Seite – und genauso groß wie der rechte Rand der rechten Seite. Gibt man aber beispielsweise BCOR=10mm (KOMA-Script >= 2.95) oder BCOR10mm an, dann hat man plötzlich eine Bindekorrektur von 10mm. Das muss aber noch lange nicht heißen, dass der linke Rand der rechten Seite größer ist als der rechte Rand der linken Seite. Es muss nur gelten: linker Rand der rechten Seite - BCOR = (rechter Rand der rechten Seite) / 2

Ich habs kapiert, vielen Dank. Mein Problem ist aber noch, dass die Textflaeche sich entsprechend aendert, wenn ich die Bindungkorrektur einfuege. Kann man das verhindern? Ich haette gerne soweit wie moeglich dasselbe layout (inklusive Textflaeche) in der einsitige und zwieseitige Versionen.
Oder ist es moeglich (erstmal ohne BCOR), dass sich nur die Kopfzeile aendert und nicht die Raender? Also Nummerierung wie zweiseitig, ansonsten alles gleich wie einseitig? Das waere mir auch recht, glaube ich.

Bild von Markus Kohm

Die Textfläche muss sich ja bei Änderung von BCOR ändern, weil sich nunmal die optische Seitengröße ebenfalls ändert. Seitengröße ist nicht Druckbogengröße, und die korrekte Satzspiegel- und Ränderberechnung hängt natürlich von der Seitengröße und nicht von der Druckbogengröße ab.

Erstmal vielen Dank fuer die rasche und ausfuerhliche Antworten. Das macht Sinn, was Sie sagen, nur habe ich folgendes praktisches Problem: Ich moechte zweiseitig drucken, so aehnlich wie moeglich wie meine schon ausgedruckte einseitige Version. Als ich die vorbereitet habe, wusste ich leider noch nix von Bindekorrekturen, deswegen ist da BCOR=0. Am liebsten waere mir, glaube ich, wenn alles genau so wie in der einseitigen Version bleiben koennte, nur mit der veraenderten Kopfzeile (also mit den Seitenzahlen alterniernd links und rechts). Denn ohne BCOR ist mir der innere Rand zu eng und mit ist mein Layout hinueber.
Wie koennte ich das ganze loesen?

Bild von Markus Kohm

Ich soll jetzt also wirklich eine Lösung liefern, die meiner Meinung nach zu einer vermurksten Typografie führt? Wie oft im Leben schreibt man eine Dissertation? Ich würde ja wollen, dass die auch typografisch das beste ist, was ich zu leisten vermag – auch, wenn ich dafür dann nochmal etwas Zeit investieren müsste. Eine ebenfalls brauchbare Lösung ist eventuell, die Bindekorrektur dadurch zu erreichen, dass die Ausgabe verkleinert und (nach außen) verschoben wird. Man muss dann aber zusätzlich entweder den Seitenumbruch neu machen oder den Ausdruck oben oder unten beschneiden, damit der obere und untere Rand ebenfalls korrekt ist. Man kann das mit Hilfe von pdfpages durchaus hinbekommen – wenn man weiß, was man macht. Ich habe das für die erste offizielle Auflage des KOMA-Script-Buches gemacht. Bereits die darauffolgende Auflage war dann aber komplett neu gesetzt. Für das KOMA-Script-Buch war das sehr aufwändig, weil ich Anweisungen etc. möglichst nicht trennen wollte und dadurch der Umbruch erschwert wird. Die Umbruchkorrektur eines Buches kostet mich in der Regel 10–60 s/p. Dabei darf ich in den seltensten Fällen auch nur ein »ungefähr« in »in etwa« ändern.

Aber, wenn Du trotzdem wissen willst, wie Du einseitigen Satzspiegel und einseitige Ränder mit doppelseitigen Kopf- und Fußzeilen erreichen kannst: twoside verwenden und den Rand von geraden und ungeraden Seiten vereinheitlichen. Dazu zu \oddsidemargin mit Hilfe von \addtolength einfach \evensidemargin addieren, dann mit \setlength die Länge \evensidemargin auf 0.5\oddsidemargin setzen und anschließend \oddsidemargin auf \evensidemargin. Das ganze natürlich in der Präambel nach der letzten Berechnung des Satzspiegels und der Ränder.

Vielen Dank! Es hat geklappt!

Sie brauchen aber mich nicht gleich zu beurteilen! Ich habe genau das beste gemacht, was ich zu leisten vermochte, da Perfektionismus von Fristen begrenzt wird. Leider lernt man während der Promotion nicht viel über Typografie und wenn man mit dem Problem konfrontiert wird hat man meistens nicht mehr so viel Zeit. Erst danach habe ich vieles über das Thema gelernt, was ich in der Zukunft anwenden werde.
Nochmal vielen Dank für das schöne Pakett und für die lehrreiche Kommunikation.

Bild von Markus Kohm

In den Beiträgen vor diesem habe ich niemanden beurteilt. Ich habe mir nur erlaubt anzumerken, wovon ich angenommen habe, dass es unter dem Druck der Arbeit eventuell aus dem Auge verloren ging. Soweit es meine Zeit erlaubt, werde ich auch zukünftig in diesem Forum Hilfestellung leisten, die über die rein technische Beantwortung von Fragen hinaus geht. Wenn ich typografische Entscheidungen oder technische Lösung für ungünstig, ungeschickt oder Murks halte, werde ich das auch bekunden. Ich werde auch niemanden davon abhalten, das ebenfalls zu tun – selbstverständlich auch nicht, wenn andere Meinungen meiner Auffassung komplett widersprechen.

Wer damit nicht zurecht kommt, sollte hier keine öffentlichen Fragen stellen.

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