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Schlechtes Druckbild mit cm-super

Hallo,

auch wenn es nichts mit KOMA zu tun hat, vielleicht weiß ja doch jemand Rat:
Ich möchte das microtype Paket benutzen und habe deshalb das cm-super Paket installiert. Während die Schrift im pdf-file dank cm-super wie zu erwarten deutlich besser aussieht, ist die Qualität im Druck erkennbar schlechter. Im Vergleich zum normalen cm sind die Buchstaben "dünner" und es ist sichtbar weniger schwarz auf einer Seite (ähnlich als ginge Toner oder Tinte zu Ende, was aber definitiv nicht der Fall ist). Das Ergebnis ließ sich an mehreren Druckern reproduzieren.
Folgendes Paket wird benutzt:

\usepackage[T1]{fontenc}

Kann mir jemand sagen, woran das liegen kann?

Vielen Dank,
digga

forum: 

Wozu brauchst du das cm-super Paket? Ich habe davon noch nie was gehoert, verwende selbst allerdings erfolgreich das microtype Paket. Sowohl meine pdf-Dateien als auch meine Druckergebnisse sind einwandfrei. Ich binde das microtype Paket wie folgt ein:

\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage[final,activate,verbose=true]{microtype}

Gruss,
Matthias

Bild von Markus Kohm

Das microtype-Paket hat keinen Einfluss darauf, ob Bitmap-Fonts (MF-Fonts) oder Type-1-Fonts verwendet werden. Es hat also mit der Frage, ob cm-super benötigt wird oder nicht, gar nichts zu tun. Wenn man ein Dokument erstellen will, das auf Geräten mit sehr unterschiedlicher Auflösung (beispielsweise am Bildschirm und per Belichter) gute Ergebnisse liefert, kommt man aber um Type-1-Schriften nicht herum. Also braucht man cm-super, wenn man EC verwendet. Wenn bei Deiner PDF-Datei nicht Type-3-, sondern Type-1-Fonts eingebunden sind, dann verwendest Du ebenfalls cm-super – nur ohne es zu wissen.

Bild von Markus Kohm

Bei den Metafont-Schriften wird ja für jedes Gerät ein angepasster Satz an Bitmap-Fonts erstellt. Dabei gibt es dann beispielsweise auch so nette Parameter wie blacker. Der Parametersatz für das jeweilige Gerät wird MF-mode genannt. Einen optimal erstellten MF-mode vorausgesetzt ist dann eine MF-Schrift aus einem 180dpi-Nadeldrucker noch ähnlich gut lesbar wie aus einem 2480dpi-Belichter und auch der Grauwert ist vergleichbar. Gleich schön sind die Schriften dabei natürlich nicht. In der Realität werden aber die Standard-CM-Fonts und erst recht die EC-Fonts auf Druckern mit weniger als 600dpi etwas fetter ausgegeben. Das liegt daran, dass sie im Entwurf sehr dünne Linien haben, die natürlich auf einem 180dpi-Drucker nicht dünner als 1/180" werden können, während sie auf einem 600dpi-Drucker 1/600" dünn werden können.

Bei der Type-1-Version ist nun so, dass eben kein geräteabhängiger Parametersatz existiert. Stattdessen wurden sie über einen Proof-Font mit AFAIK 8000dpi vektorisiert. Du bist nicht der einzige, der der Meinung ist, dass die Schriften dabei insgesamt zu dünn angesetzt wurden. Desweiteren sind einige Entwurfsgrößen der EC bereits in der MF-Version kaum brauchbar. Das gilt erst recht bei der Type-1-Version. Man sollte deshalb bei Verwendung der EC-Fonts unbedingt fix-cm.sty laden. Dies lädt man übrigens nicht mit \usepackage nach der Klasse, sondern muss unbedingt per \RequirePackage{fix-cm} bereits vor \documentclass geladen werden.

Aber auch mit fix-cm werden nicht alle Schnitte aus EC in allen Größen besser. Erfreulicherweise gibt es seit einiger Zeit eine sehr gute Alternative zu EC, nämlich Latin Modern (LM). Das ist auch der Grund, warum diverse LaTeX-Systeme cm-super nicht mehr per Default installieren. LM lädt man einfach per \usepackage{lmodern} nach \usepackage[T1]{fontenc}. Man hat dann alle Vorteile der T1-codierten EC zusammen mit dem Aussehen der CM. Die Metriken unterscheiden sich allerdings von CM und auch einige Zeichen wurden im Detail verbessert. Allerdings ist auch Latin Modern mit teilweise sehr dünnen Linien versehen. Das liegt im Design der Fonts.

Natürlich kann man auch eine Reihe ganz anderer Schriften verwenden, wie etwa Palatino (siehe psnfss2e), die ebenfalls teilweise sehr dünne Linien hat, oder Charter (die Schrift, die für das KOMA-Script-Buch verwendet wurde) u. v. m.

Nochmal zurück zum Unterschied zwischen MF-Fonts und Type-1-Fonts. Eigentlich ist die Idee von MF keineswegs schlecht. Es passt auch ideal zu DVI-Dateien. Dabei wird davon ausgegangen, dass nicht der Dokumentersteller, sondern derjenige, der das Dokument ausdruckt, die Fonts dazu liefert. Deshalb sind in den DVI-Dateien auch keine Fonts eingebunden, sondern nur die Verweise auf die Fonts. Erst der DVI-Treiber lädt die konkreten Fonts und rendert dann das Dokument damit. Das führt dazu, dass man geräteunabhängige Dokumente erstellen kann, die dann auf einem konkreten Gerät mit dem konkret für dieses Gerät optimal erstellten Bitmap-Fonts ausgedruckt werden. Der Nachteil liegt aber auf der Hand, derjenige, der das Dokument verarbeitet, muss über die Fonts verfügen. Das ist das genaue Gegenteil von dem, was man heute bei PDF verfolgt. Dort sollen alle Fonts eingebunden sein. Nun kann man natürlich nicht optimal angepasste Bitmap-Fonts für unterschiedliche Geräte einbinden. Daher ist der MF-Ansatz mit PDF nur noch dann brauchbar, wenn man eine geräteabhängige Datei für einen ganz speziellen Drucker erstellt. In dem Fall ist er dem Ansatz mit Type-1-Fonts aber noch immer überlegen. In allen anderen Fällen ist jedoch die Verwendung von Type-1-Fonts dringend geboten. Zwar kann der AcroReader ab Version 5 (also auch der AdobeReader, wie er ab Version 7 heißt) auch Bitmap-Fonts halbwegs vernünftig anzeigen und auf Druckern anderer Auflösung drucken, aber er bleibt dabei noch immer deutlich hinter der Leistung mit Vektorfonts (Type-1-Fonts) zurück. Das liegt in der Natur der Sache.

nach weiteren Schriften umsehen. lmodern sieht zwar etwas besser aus, doch ein annehmbares Druckbild erhalte ich erst, wenn ich den Drucker (ein kleiner HP Laserjet irgendwas) auf 1200 dpi stelle (darunter ist es schlichtweg unsauber). Doch selbst dann ist die Schrift im Vergleich zu cm tatsächlich immer noch ein wenig zu dünn (auch wenn sie besser als cm-super ist). Gegenüber den psnfss2e Fonts gefällt mir cm noch besser, aber das mag sich ja bei längerer Betrachtung ändern. Vielleicht benutze ich microtype auch einfach mit [expansion=false], dann klappts nämlich auch mit cm. Aber dann siehts im pdf wieder nicht so schön aus ... Probleme über Probleme, und ich dachte LaTeX wär so toll ;)

Vielen Dank für die ausführliche Antwort.

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