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Automatisch berechneter Satzspiegel und Zeichen per Zeile

Hallo zusammen,

da ich leicht typophil bin, versuche ich momentan ein Dokument mit
scrartcl-Klasse zu setzen und die Satzspiegelmöglichkeiten auszureizen.

Ich habe ein Dokument erstellt, Schrifgröße 12pt, Zweiseitig. Den Satzspiegel habe ich berechnen lassen. Laut scrguide sollte die Anzahl der Zeichen pro zeile im durchschnitt um die 60-70 liegen. In meinem eigenen Dokument liegt sie zu meist aber um die 80 oder gar leicht höher. Im beispiel ca bei 77.

Das wundert mich etwas und ich frage mich, ob auf A4-Papier eigentlich ein "guter" Satzspiegel mit 60-70 Zeichen per Zeile erreichbar ist. Leider scheint sich typearea bei twocolumn-dokumenten zu verschlucken, deswegen scheidet diese option vorerst aus.

Gibt es irgendwo noch zusätzliche Dokumentation, die einen solchen Satz (60-70 Zeichen) mit LaTeX ermöglichen? Ich mag den KOMA-script ansatz, kann man irgendwie darauf aufsetzen?

Hier noch mein beispiel mit ca. 77 Zeichen per Zeile:

\documentclass[
twoside,
fontsize=12pt % desired sizes
]{scrartcl}


\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage[english]{babel}
\usepackage{blindtext}

\typearea[current]{calc} %for calculated textarea

\begin{document}
\Blindtext
\end{document}

viele Grüße,
Tobias

forum: 
Bild von Markus Kohm

Tatsächlich wären 60-70 Zeichen anzustreben. Will man das automatisch erreichen, so ergeben sich allerdings zwei Probleme:

  1. In jeder Sprache ist die Anzahl der häufigen Zeichen unterschiedlich. Damit ist es unmöglich eine Heuristik zu finden, die für alle Sprachen gleich gut ist.
  2. Die Rasterkonstruktion geht von einem ganzzahligen Teiler aus. Das Ergebnis jeder Teilerberechnung ist aber eine positive rationale Zahl.

typearea löst das erste Problem dadurch, dass eine sehr einfache Heuristik verwendet wird. Dabei wird davon ausgegangen, dass eine Zeile nur aus Groß- und Kleinbuchstaben des ASCII-Vorrats besteht. Jeder Kleinbuchstabe ist gleich häufig. Jeder Großbuchstabe ist gleich häufig. Eine durchschnittliche Zeile hat 66 Kleinbuchstaben und 3 Großbuchstaben. Du siehst, dass hier mit 69 ebenfalls bereits die obere Grenze angestrebt wird. Schmale Satzzeichen wie Kommata sind gar nicht berücksichtigt.

Das zweite Problem führt dazu, dass typearea runden muss. Immerhin führt typearea am Ende dafür dann noch eine Bewertung durch. Bei einer Abweichung der heuristisch ermittelten Sollzeilenlänge von der Istzeilenlänge von mehr als 15% warnt typearea. In der Log-Datei nennt typearea die Abweichung in Form von DIV-departure. Negative Zahlen deuten auf zu große DIV-Werte (und damit zu große Satzspiegel), positive auf eher zu kleine DIV-Werte. Den gewählten DIV-Wert gibt es auch an, so dass man einfach mal einen etwas kleineren oder größeren wählen kann.

Die Frage nach A4 ist einfach zu beantworten. Mit einer gut lesbaren Schrift ist für einspaltiger Satz auf A4 eine gute Satzspiegelbreite fast nur mit sehr großen Rändern erreichbar.

Wie Du allerdings zu der Einschätzung kommst, dass typearea sich bei zweispaltigen Dokumenten verschluckt, verstehe ich nicht. typearea liefert für zweispaltige Dokumente sehr gute Ergebnisse mit A4. Die Warnung, die es dabei ausgibt, bedeutet lediglich, dass die Spalten dabei selbst deutlich schmaler sind, als eine Spalte für die gegebene Schrift maximal sein dürfte. Das ist beispielsweise immer dann der Fall, wenn zwei optimal breite Spalten breiter wären als die Seite abzüglich minimaler Ränder.

Herzlichen Dank. Das erklärt Vieles.

Bezüglich des zweispaltigen Satzes werd ich mich noch einmal in einem Eigenen Post melden.

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