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Was ist der richtige Ansatz?

Ich möchte \section¹ zentriert und \subsection¹ "normal" ausgeben und habe drei Möglichkeiten gefunden (siehe das Beispiel).

\documentclass{scrartcl}   								  
\usepackage{lipsum}	
%
%\renewcommand*{\raggedsection}{\centering} 	% In diesem Fall ist auch \subsection zentriert			
%\addtokomafont{section}{\centering}			% da ist \section zentriert, \subsection nicht
\renewcommand*{\sectionlinesformat}[4]{%		% da ist alles ok
    \ifstr{#1}{section}{\centering{#3#4}}%
    {\ifstr{#1}{subsection}{\raggedright{#3#4}}}
    	}%
%% ------
\begin{document}
\section{Titel}
\lipsum[1]
\subsection{Untertitel}
\lipsum[2-3]
\end{document}

\raggedsection¹ scheidet aus, da dann auch \subsection zentriert ist; die beiden anderen (scheinen) zu funktionieren. Was aber ist der richtige Weg?

[Admin-Edit:]

  1. <code></code> Tags eingefügt (siehe Formatierungshinweise)

Bild von Markus Kohm

Der richtig Weg ist, Überschriften nicht mal zu zentrieren und mal nicht. Das ist normalerweise nämlich keine gute Idee. Deshalb wird das auch nicht unterstützt. Für \raggedchapter gibt es deshalb auch einen entsprechenden Kommentar.

Ansonsten: Ist \centering eine Schrifteinstellung? Nein, ist es nicht. Darf man es also per \setkomafont oder \addtokomafont setzen? Nein, darf man nicht.

Mehr ist dazu aus meiner Sicht nicht zu sagen.

Markus, dann eine Hilfestellung: Gibt es eine Grund, warum man nicht zentrieren und mischen soll?

--
Ulrich

Bild von Markus Kohm

Es gibt sicher diverse Gründe für den im Titel genannten typografischen Grundsatz. Zentrierte Überschriften verwendet man bei symmetrischem Satz. Linksbündige Überschriften verwendet man bei nicht symmetrischem Satz. Schon Tschichold hat vor über 50 Jahren eindringlich davor gewarnt, das zu mischen. Man müsste einen richtigen Typografen nach Gründen fragen. Ich bin keiner. Ich kann nur meine Gedanken dazu notieren.

Überschriften der Ebenen Abschnitt und darunter können in beliebiger Abfolge mehrfach innerhalb einer Seite stehen. Bei der Orientierung im Text spielen sie eine wichtige Rolle. Sind nun einige davon zentriert, andere nicht, dann muss das Auge ziemlich auf der Seite herum hüpfen. Die Orientierung wird erschwert, wir konzentrieren und mehr auf die Form als auf den Inhalt.

Bei zentrierten Kapitelüberschriften, die ja immer am Seitenanfang stehen, könnte man meinen, dass das keine Rolle spielt. Die Kapitelüberschriften mit ihrer herausragenden Stellung fangen das Auge ohnehin immer in besonderer Weise. Es scheint jedoch so, dass einzelne zentrierte Elemente einen ganz besonderen Einfluss haben. Sie erscheinen uns als nicht wirklich zum Text gehörend (das macht die Zentrierung von Konsultationsobjekten wie Tabellen und Abbildungen übrigens gerade sinnvoll). Sie reißen uns stark aus dem Lesen heraus.

Ich selbst verwende fast ausschließlich linksbündige Überschriften, weil mich selbst die linke Textkante stark anzieht. Ich wünsche mir auch Überschriften, bei denen mir das erste Wort als Orientierung genügt. Das ist leider nicht immer realisierbar.

Bei Kapitelüberschriften breche ich teilweise bewusst aus dem Schema aus, um ihnen zusätzliches Gewicht zu verleihen. Dabei verwende ich dann aber nicht zentrierte, sondern rechtsbündige Überschriften. Das geht auch nur, weil sie am Anfang der Seite stehen und eben nicht im Text, sondern wirklich immer darüber.

Danke Markus für die Erläuterungen; ich werde mir daher die in deinem KOMA-Script-Buch erwähnten Bücher von Tschichold besorgen und lesen. Gibt es bei diesen eine Empfehlung?

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Ulrich

Bild von Markus Kohm

Die Erfreulichen Drucksachen kann ich auch heute noch empfehlen. Vor allem fand ich sie sehr anschaulich und die 14 Hauptregeln darin einprägsam auch wenn die Negativ-Beispiele teilweise altbacken sind. Das Buch stammt insgesamt aus der späten Periode in der seine Ansichten deutlich gereift sind. Ansonsten muss man bei ihm sehr auf das Ersterscheinungsjahr achten. Bei den Aufsätzen sind beispielsweise AFAIR frühe und spätere Aufsätze gemischt. Da können sich dann schon Widersprüche ergeben. Dafür ist seine Sprache sehr lesenswert und die deutlichen Worte teilweise sehr unterhaltsam. Es ist aber inzwischen fast dreißig Jahre her, dass ich die gelesen habe.

Heute würde ich für den Einstieg aber eher zu »Erste Hilfe Typografie« oder »Buchstaben kommen selten allein« greifen. Wobei letzteres eher aus der Setzer-Ecke kommt, also bezüglich typografischer Regeln auf nicht ganz so festem Boden steht.

Wer es wirklich wissen will, der ist mit der Lesetypografie bzw. der Detailtypografie gut beraten. Dort erfährt man dann auch, dass wenn man weiß, was man tut, man Dinge tun darf, die gegen alle angeblichen typografischen Regeln verstoßen: Solange man auf dem Weg zielsicher das erreicht, was man bezweckt. Das sind dann aber selbst gleichzeitig Bücher, die man mit TeX nur schwer umsetzen kann. Die sind eben von Forssman Doppel-Seite für Doppel-Seite komplett durchgestaltet. Das kann kein automatischer Setzer leisten.

Hilfreich finde ich auf jeden Fall, mehr als einen Typografen zu lesen. Auch wenn die dadurch aufkommenden Wenns und Abers Entscheidungen wieder etwas erschweren.

Danke für die Hinweise. Werde mich mal einlesen.

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Ulrich

Markus, dieses habe ich bei meiner Suche noch gefunden: Lexikon der Typographiet. Finde den Blog gut.

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Ulrich

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