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Hassen [sS]ie mich?

Bild von Markus Kohm

Eigentlich arbeite ich seit einer Woche an einem alten und an einem neuen Paket. Beide Pakete werde ich selbst nur höchst selten oder sogar nie selbst verwenden. Umso mehr hat mich am Samstag die Erkenntnis getroffen, dass es offenbar Menschen gibt, die mich aus tiefstem Herzen hassen. Alles nur Einbildung?

Alexander hat meine Aufforderung bezüglich scrjura ernst genommen. Nein, nein, er gehört offensichtlich nicht zu den Menschen, die mich hassen. Erste Anforderungen sind formuliert und wurden von mir – teilweise nicht ganz wie gewünscht, aber wir nähern uns ja auch erst Version 0.5 – bereits implementiert. Damit rückt eine neue Release von KOMA-Script näher. Seine schnelle Reaktion hat mich sehr gefreut und war höchst willkommen.

Tatsächlich ist scrjura überhaupt nur aus zwei Gründen entstanden. Der eine Grund war, dass Alexander meinte, er könne da etwas brauchen. Da er mir bereits als sehr freundlicher Anwender bekannt war und der freundliche Umgang mit einem egozentrischen Entwickler belohnt werden muss, wäre das für mich eigentlich Grund genug gewesen. Gleichzeitig erschien mir die Aufgabenstellung interessant und sie bot mir die Möglichkeit, eine Idee, die ich schon länger hatte, nebenbei auch noch auszuprobieren.

Das mit der Aufgabenstellung ist auch der Grund, warum ich derzeit noch an einem weiteren Paket arbeite. Genau genommen ist es mal wieder die x-te Alternative zu einem bereits existierenden Paket. Der Witz daran ist, dass ich das Problem wiedereinmal ganz anders angehen will, als das in allen mir bekannten Lösungen gemacht wird. Solche Neuerungen sind nicht immer im Interesse der Anwender. Sie interessieren mich aber. Im Gegensatz zum ewig bekannten, dessen Redesign und Neuimplementierung eigentlich eher eine Fleißarbeit sind, erfordern neue Ideen in Design und Implementierung ein ordentliches Maß an Kreativität. Das macht die Sache für mich natürlich sehr interessant. Richtig spannend wird es dann, wenn ich am Anfang der Idee noch nicht weiß, wie sie sich fortentwickelt und ob sie am Ende tatsächlich zu einem nützlichen Ergebnis führt. Schon so manches Paket, das so entstanden ist oder auch nur angefangen wurde, hat nie das Licht der Öffentlichkeit erreicht. Allerdings habe ich mir in letzter Zeit angewöhnt, solche Ideen, wenn sie auch nur halbwegs ein benutzbares Stadium erreichen, auch öffentlich zugänglich zu machen. Beispielsweise ist so tocstyle in KOMA-Script gelangt oder hat es gridset in den Dateien-Bereich geschafft. Mehr will ich aber zu dem Projekt noch nicht verraten – vielleicht werde ich auch nie mehr darüber verraten.

Tja und dann war da mal wieder einer dieser Vorfälle. Ein Anwender, dem ich – so bilde ich mir ein und hat er eigentlich selbst bestätigt – geholfen habe, hat sich über die Art und Weise, in der ich das gemacht habe, beschwert. Wobei "beschwert" schon fast ein Euphemismus ist und ich keine Möglichkeit habe zu verifizieren, dass die "Kritik" wirklich von ihm stammt und nicht von jemandem, der sich für ihn ausgibt. Aus den Worten spricht jedenfalls eine sehr, sehr deutliche Abneigung mir gegenüber. Ich habe das zum Anlass genommen, ein wenig über meine Tätigkeiten zu reflektieren. Tatsächlich löse ich immer wieder einmal mit scheinbar harmlosen Äußerungen sehr heftige Reaktionen aus. Da das meiner Philosophie, dass helfen hilft, das Leben aller lebenswert zu machen, entgegen steht, betrübt mich das.

In einigen Fällen beziehen Leute Dinge aus sich, die von mir nicht auf sie gemünzt waren. Das passiert selbst dann, wenn ich ausdrücklich darauf hinweise, dass ich sie von dem geäußerten ausnehme. Dagegen könnte ich in manchen Fällen etwas tun, indem ich manche Dinge für mich behalte und unaufgearbeitet lasse. In vielen Fällen wird mir das leider nicht gelingen. Hier sehe ich einen Fehler bei mir.

In einigen Fällen betrachten Menschen inhaltliche, sachbezogene Kritik als persönlichen Angriff. Inhaltliche sachbezogene Kritik ist dann eine Hilfe, wenn der Bedachte dies zulässt. Sie macht das Leben dann schwer, wenn der Bedachte sie aus irgendwelchen Gründen ablehnt. Da ich die wenigsten Leute, denen ich helfe, vorab kenne, kann ich hier nicht viel ändern. Ich bemühe mich seit Jahren, sachliche Kritik auch sachlich und doch nicht kalt zu formulieren. Sicher gelingt mir das nicht immer. Das bedaure ich.

In einigen Fällen ist die Ursache des Ärgers zwar noch zu erkennen, dieses Erkennen setzt aber voraus, dass man mich bezüglich des Anbringens subtilster und hinterhältigster Angriffe als extrem geschickten , nahezu unfehlbaren Rhetoriker betrachtet. Ich weiß nicht, ob ich mich deshalb geschmeichelt fühlen soll, fühle mich solchen Auslegungen meiner Worte gegenüber aber eher machtlos. Das ist schade und belastet mich manchmal.

In anderen Fällen ist es mir schlicht nicht möglich, den Ärger nachzuvollziehen. Ich gelange zu der Vermutung, dass die entsprechenden Menschen eher grundsätzlich wenig glücklich sind und habe die Hoffnung, dass meine Äußerungen diesen Zustand nicht zusätzlich verschlimmern. Es betrübt mich allerdings, dass ich diesen Menschen bisher am besten helfe, indem ich ihnen nicht helfe.

Insgesamt werde ich also wohl mit dem Risiko leben müssen, dass mich morgen wieder ein paar Menschen mehr hassen und die Welt dadurch ungemütlicher wird. So lange ich die Hoffnung habe, dass ich insgesamt eher nützlich als schädlich bin, werde ich mich bemühen, mein Wirken als meinen Süßwasser-Tropfen im Meer des Schicksals zu begreifen.

Und wenn Du zu denen gehörst, die mich hassen, dann möchte ich Dich bitten, nicht andere damit zu belästigen.

Warum ich das überhaupt erwähne? Man kann sich seit ein paar Tagen wieder auf komascript.de anmelden. Dabei gibt es derzeit auch nur vier Pflichtfelder: Benutzername, E-Mail-Adresse, echter Name und Bestätigung der Korrektheit. Dabei ist deutlich angegeben, dass der Name aus Nachname und Vorname zu bestehen hat. Wer selbst diese eine persönliche Information nicht herausrücken will oder aus anderen Gründen das Feld offensichtlich falsch ausfüllt, wird ganz schnell gesperrt.

Bei der Gelegenheit nochmal der Hinweis: Das Forum ist kein Supportforum für Anfängerfragen. Für solche besuche man beispielsweise die rechts angegebene Partnerseite. Ich habe auch keine Lust, Leuten die Anleitung vorzulesen. Das überlasse ich ebenso wie die off-topic-Fragen anderen.

Bis zur nächsten Philosophiestunde
Markus

Kommentare

die verstehe ich nicht. Zum Beispiel Folgendes: Vielleicht ist es nur ein dummes Vorurteil, aber für mich haben bekannte und berühmte Softwareentwickler, die zum Beispiel am Linux-Kernel arbeiten oder an anderen bekannten Projekten den Eindruck gemacht, dass die, schon allein aus Zeitgründen, Fragen von Usern aus dem Weg gehen. Linus Torvalds (jedenfalls schreibt er in seinem Buch "Just for Fun") konnte man eine ganze Zeit lang einfach in seinem Büro bei Transmeta anrufen. Irgendwann konnte man das nicht mehr. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass Leute wie Richard Stallman oder Donald E Knuth Leuten Rede und Antwort stehen, und Knuth bekennt sich sogar dazu. Auch aus gutem Grund. Bitte versteht mich nicht falsch, ich mache diesen Leuten überhaupt keinen Vorwurf. Sie leisten Großartiges. Und für fast alles gibt es Dokus, Foren, IRC-Kanäle usw. usf, auch und gerade, was LaTeX angeht. Da ist fast jeder Furz dokumentiert. Tolle Sache!

Vor einem halben Jahr etwa habe ich angefangen, mein Skript zu schreiben und habe mich hier mal angemeldet, vielleicht kann ich ja was nützliches beitragen oder finde was Interessantes, weil ich zu dem Zeitpunkt angefangen habe, mich intensiver mit KOMA-Script zu beschäftigen. Ich hab die Seite gesehen und habe meinen Augen nicht getraut. Da werden Fragen gestellt, und derjenige, der hier am meisten den Usern unter die Arme greift, ist Markus Kohm selbst, jemand, von dem ich es auch vollkommen problemlos akzeptiert hätte, wenn 2/3 seiner Antworten irgendwie aus RTFM oder so bestünden. Oder wenn er gar nicht geantwortet hätte. Das ist aber nicht der Fall. Nein, statt dessen gibt er wertvolle Tips. Und jetzt kommt endlich das, was ich nicht verstehe: Dass es wohl Menschen gibt, die ihm das übel nehmen. Schade!

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