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scrlttr2 und Gliederung

Hallo Forum,

ich schreibe beruflich als Berater Briefe, die teilweise bis zu 30 Seiten lang sind. Ich brauche also Gliederungen innerhalb der Briefe. Wie kriege ich z.B.

- Überschriften, z.B. section, subsection
- Zitate
- Aufzählungen und Auflistungen

in die Briefvorlage?

Ich verwende Lyx (und keinen Editor, weil mir dazu ein paar Grundkenntnisse fehlen), aber die Frage scheint mir in erster Linie scrlttr2 zu betreffen.

Herzlichen Dank für Hinweise,
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Bild von Markus Kohm

Ich werde nie einsehen, warum man in einem Brief eine Untergliederung, die über eine reine Aufzählung hinaus geht, benötigt. Ich bin auch nicht der Einzige, dem das so geht.

Warum kannst du nicht einfach Anschreiben = Brief und Beraterdokument = Anlage voneinander trennen. Selbst Juristen, die für grauenvolle Dokumente nur allzu bekannt sind, sind in der Lage Anschreiben und Expertise voneinander zu trennen. Ich verschicke meine technischen Dokumente ja auch nicht als Brief, sondern als Anlage zu einem Brief. Die Anlage erstelle ich dann je nach Bedarf mit scrartcl, scrreprt oder scrbook. Wenn ich ein einziges PDF aus den beiden Teilen brauche, verwende ich entweder pdftk oder einfach das LaTeX-Paket pdfpages.

Wenn du auf diese Unsäglichkeit bestehst, wirst du dir eine eigene Briefklasse schreiben müssen, die das bietet.

1. Warum gegliederte Briefe bei Anwälten?
Gegen die Trennung von Anschreiben und Expertise sprechen in der Praxis von Anwälten mehrere Gründe:
- Die Prozessordnungen sehen vor, dass die Parteien einen Schriftsatz einreichen, der sich unzweifelhaft an einen Adressaten, nämlich das Gericht, richtet. Mit der Trennung von Anschreiben und Ausführungen zum Rechtsstreit begibt man sich als Anwalt auf ein ungeregeltes = gefährliches Terrain. Ich müßte also den Gewinn an Lesbarkeit mit einem rechtlichen Risiko bezahlen.
- Ich will nicht behaupten, einen Überblick über die Usancen des Schriftverkehrs in sämlichen Staaten Europas und der USA zu haben. Aber soweit ich Schriftsätze von Anwälten in den USA und Europa sehe, sind diese Schriftsätze untergliedert. Wer mag, kann sich anhand des Prozesses von SCO ./. IBM auf Groklaw.net ein Beispiel ansehen. Es ist schlichtweg eine weitverbreitete Ansicht, dass juristische Schriftsätze gegliedert zu sein haben. Diese Ansicht wird nicht nur von Juristen geteilt, sondern vor allem von deren Kunden.

2. Gegliederte private Briefe
Selbst wenn man sich auch nur mit Mietern oder Vermietern, mit der Telekom wegen der Telefonabrechnung herumschlagen muss oder einen Leserbrief an die Zeitung schreiben will: Der Leser hat einen Gewinn, wenn nicht nur Absätze den Übergang zu einem neuen Gedanken kenntlich machen.

3. "Unsäglichkeit"
Ganz klar: gegliederte Briefe sind keine Unsäglichkeit. Der Kommentar von Herrn Kohm, ich müsse mir eine eigene Briefklasse schreiben, deutet auf Verärgerung hin. Warum? Millionen von Menschen in der westlichen Welt erwarten etwas, das die Vorlagen von Latex - noch ? - nicht bieten und verwenden deshalb Textverarbeitungsprogramme, denen die Grundregeln des Textsatzes unbekannt sind.
Wenn Latex die Anforderungen der Geschäftswelt besser erfüllt, wird es sich ausbreiten. Vielleicht gibt's dann ja auch die vor fünfzehn Jahren angekündigte neue Version...
Darin kann ich nichts schlechtes sehen,

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Bild von Markus Kohm

Wenn es meines Wissens keine Briefklasse gibt, die bietet, was du haben willst oder musst, dann ist der logische Rat, eine solche Klasse zu schreiben.

Auch wenn die Expertise einen Adressaten haben muss, muss sie deshalb noch kein Brief sein. Dafür braucht es doch eigentlich nur eines passenden Titels (hier ist kein juristischer Titel, sondern ein Dokumentitel gemeint). Die einfachste Lösung dürfte also darin bestehen, ein Paket zu schreiben, das für article, scrartcl, report, scrreprt oder jede beliebige andere Klasse einen entsprechenden Dokumentitel erzeugt, der einen Adressaten umfasst.

Das Dokument, um das es hier geht, ist nunmal allenfalls dem Anschein nach ein Brief. In Wirklichkeit handelt es sich um eine spezielle Form eines juristischen Dokuments. Spezielle Dokumentformen haben eigentlich spezielle Klassen verdient.

Warum überhaupt diese verärgerten Hinweise auf die Millionen von Menschen, denen LaTeX etwas nicht bietet, weshalb diese Millionen Menschen eben eine Textverarbeitung verwenden. Ich habe nichts dagegen, wenn jemand eine Textverarbeitung verwendet. Wenn es aber wirklich Millionen sind, die das nur tun, weil ihnen bei LaTeX etwas fehlt, dann verstehe ich nicht, warum sich nicht einer von den Millionen die Mühe macht, diesen Mangel zu beseitigen. LaTeX lebt von der Freiwilligkeit. In seltenen Fällen lebt es auch davon, dass jemand einen anderen für die Erfüllung seiner Wünsche bezahlt und das dann trotzdem kostenlos zur Verfügung stellt. LaTeX lebt nicht davon, dass die existierenden Freiwilligen dafür angepflaumt oder zumindest verantwortlich gemacht werden, dass sie keine Zeit oder schlicht auch keine Lust haben, etwas zu implementieren, was möglicherweise Millionen gebrauchen könnten, sie selbst und Millionen andere aber nicht.

Ich möchte keine Ansprüche stellen, weder an Markus Kohm, noch sonst jemandem, auf mehr freiwillige, unbezahlte Arbeit an einer Dokumentenklasse.

Im Gegenteil, eigentlich müßten Anwender, die ihr Einkommen unter Verwendung von Latex verdienen, sich auch finanziell an der Weiterentwicklung beteiligen (es ist aber, ich habe es mehrmals versucht, gar nicht so einfach, jemanden zu finden, der sich auskennt u n d der Zeit hat, um gegen Bezahlung einen Briefbogen zu erstellen).

Mein Anliegen hier ist, darauf aufmerksam zu machen, dass es ein Hindernis gibt bei der Anwendung der Brief-Klassen, das über die Erstellung des individuellen Briefbogens hinausgeht. Es wäre erfreulich, innerhalb eines Briefes die Gestaltungsmöglichkeiten von "article" zumindest teilweise benutzen zu können.

Gruß,
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Bild von Markus Kohm

Seit es das Paket scrletter gibt, kann man natürlich problemlos Briefe mit Gliederung, Inhaltsverzeichnis, Gleitumgebungen, Literaturverzeichnis etc. schreiben. Alexanders hartnäckiges Nachfragen nach einer solchen Möglichkeit einschl. seiner großzügigen Bereitschaft an der Entwicklung im Rahmen seiner Möglichkeiten mitzuwirken, waren maßgeblich für die Umsetzung.

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