Anfänger sucht dringend Rat.... alles sehr verwirrend.

Um die Begriffe ein wenig zu entwirren:

TeX

Ein Textsatzsystem, das in den 70er Jahren von D. E. Knuth entwickelt wurde. Heute ist eine Weiterentwicklung davon in Verwendung, die aus den 80er Jahren stammt. TeX, the programm, implementiert dabei die Makrosprache TeX, die ihrerseits maschinenunabhängig ist (eigentlich stellt TeX sogar eine komplette programierbare virtuelle Satzmaschine darf).

plainTeX

Ein TeX-Format. TeX-Formate dienen in erster Linie dazu, die Makrosprache TeX, so zu erweitern, dass ein Autor damit etwas anfangen kann. plainTeX ist dabei sozusagen ein minimales Format.

LaTeX2.09

Ein TeX-Format, das bis 1994 unter dem Namen LaTeX sehr verbreitet war. Dazu gehörten auch noch verschiedene Styles. Gilt heute als veraltet.

LaTeX2e

Seit 1994 Nachfolger von LaTeX. Wird heute allgemein und offiziell als LaTeX bezeichnet. Zentraler Bestandteil ist das LaTeX-Format, ein TeX-Format. Im Gegensatz zu plainTeX stellt das LaTeX-Format jedoch nur Teile der Anwenderschnittstelle bereit. Hauptsächlich implementiert das LaTeX-Format eine Schnittstelle, die dann von LaTeX-Klassen und LaTeX-Paketen verwendet werden. LaTeX selbst enthält einige solcher Klassen und Pakete. Diese werden Standardklassen und Standardpakete genannt.

LaTeX-Klassen

Kurz auch nur Klassen genannt. Eine Klasse bestimmt das Grundlayout eines Dokuments vom Titel bis zum Anhang. Optimaler Weise wird daher für jedes Dokument die dafür passende Klasse verwendet. Die mit LaTeX ausgelieferten Standardklassen book, report und article sind als Ausgangsbasis für Bücher, Berichte und Artikel gedacht. Allerdings sind die Klassen sehr unflexibel, nur wenig konfigurierbar, aus typografischer sicher eher fragwürdig und wenn überhaupt am ehesten an amerikanische Gepflogenheiten angepasst.

Pakete/dt>

Pakete können die Funktionalität von Klassen erweitern oder auch abändern. Mit LaTeX werden einige Standardpakete geliefert, die beispielsweise dazu dienen, die Eingabecodierung (inputenc) eines Dokuments einzustellen. Dazu kommen Pakete der Standardwerkzeuge (tools), die von der grafischen Ausgabe von Layout-Informationen (layout) bis zu mehrseiten Tabellen (longtable) reichen. Ebenfalls auf allen LaTeX-Systemen installiert, sind die sogenannten required Pakete. Dazu gehört beispielsweise die Grafikeinbindung mit graphics/graphicx.

KOMA-Script

Ein Bündel von Klassen und Paketen. Zur allgemeinen Verwirrung werden solche Bündel ebenfalls Paket genannt, obwohl sie mehrere LaTeX-Pakete und Klassen enthalten. Die KOMA-Script-Klassen scrbook, scrreprt, scrartcl sind befehlskompatibel zu den Standardklassen. Gegenüber den Standardklassen sind sie jedoch in der Funktionalität erheblich erweitert und wesentlich flexibler. Abgesehen von zusätzlichen Befehlen und Umgebungen gegenüber den Standardklassen gibt es auch sehr viele Einstellmöglichkeiten. In der Voreinstellung wurden auch schon viele Einstellungen gegenüber den Standardklassen verändert. Fast alle davon kann man aber auch auf die der Standardklassen einstellen. KOMA-Script ist in allen modernen LaTeX-Systemen wie teTeX oder MiKTeX (Hinweis: proTeX verwendet MiKTeX) enthalten. Dennoch ist es nicht Teil von LaTeX selbst. Näheres zu KOMA-Script ist der KOMA-Script-Anleitung in Deutsch oder Englisch zu entnehmen. Es sei darauf hingeweisen, dass die deutsche Version der Anleitung für die Bildschirmausgabe gedacht ist. Es gibt auch eine um einen Anhang erweiterte Buchausgabe davon, die für DANTE-Mitglieder über DANTE günstig zu beziehen ist.

Weiter zur Frage nach dem richtigen Buch. Ich selbst habe damals mit Kopka LaTeX gelernt (plainTeX kannte ich schon). Damals war das aber auch so ziemlich das einzige Anfängerbuch - zumindest auf Deutsch. Heute würd eich es nicht mehr empfehlen. Kopka hat in meinen Augen den großen Nachteil, dass er praktisch so tut als gäbe es aus dem LaTeX-Kern (das LaTeX-Format) und den Standardklassen nichts. Es gibt aber viele hundert Pakete, von denen min. ein Dutzend sehr nützlich ist. Außerdem sind die Standardklassen nicht gerade das Gelbe vom Ei. Die meisten LaTeX-Anwender in der News-Group de.comp.text.tex verwenden nach eigenem Bekunden die Standardklassen nie oder nur selten. Ich selbst verwende sie nur, wenn der kleinste gemeinsame Nenner gefragt ist, etwa zur Anfertigung von vollständigen Minimalbeispielen. Ansonsten dienen sie mir nur als Grundlage zum Schreiben neuer Klassen - wie den KOMA-Script-Klassen. Aber auch aus didaktischer Sicht wird Kopka gerne gemieden. So ist seine Typografie eher fragwürdig und mit seinen Beispieltabellen erweckt er den Eindruck, dass Kästchentabellen sinnvoll wären, was sie nicht sind.

Also welches Buch, wenn nicht Kopka. Für den Anfänger sehr empfehlenswert finde ich das Praxisbuch der Niedermairs. Es gibt davon eine alte Auflage, ein sehr günstiges Jubiläums-Paperback (inhaltlich identisch mit der ersten Auflage) und eine neue stark überarbeitete und erweiterte Auflage. Ich kenne nur die alte Auflage und finde die schon sehr gut, würde aber zur neuen Auflage raten. In diesem Buch werden im Gegensatz zu Kopka wichtige Pakete auch gleich mit erklärt. KOMA-Script ist zumindest erwähnt.

Für den fortgeschrittenen Anwender führt dann kein Weg am LaTeX-Begleiter vorbei. Auch davon gibt es eine neue deutsche Auflage. Ich habe leider nur die zweite Auflage der englischen Version (The LaTeX Companion). Ich weiß aber, dass der Begleiter sogar noch besser ist.

Es sei an dieser Stelle auch noch auf die De-TeX-FAQ hingewiesen, die ebenfalls einen Abschnitt über Literatur enthält. Leider ist diese FAQ derzeit schon etwas älter und enthält deshalb weder Informationen zu aktuellen Büchern noch zu neusten Paketen. Trotzdem lohnt es sich, diese bei Fragen intensiv zu durchsuchen.

Übrigens gibt es einige der in "Die TeXnische Komödie" erschienenen Rezensionen auch zum Runterladen. Bei "Die TeXnische Komödie" handelt es sich um die Vereinszeitschrift von DANTE.

Wieder eine Menge Informationen. Ich hoffe aber, dass diese zur Klärung und nicht zur weiteren Verwirrung beitragen.