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Skalierung von helvet

Hallo Zusammen!

Hätte mal eine kleine Frage an die Typografie-Spezialisten. Ich verwende als Klasse scrartcl. Jetzt gefällt mir die serifenlose, standardmäßig eingestellte Schrift für die Überschriften usw. nicht und ich möchte gerne das Paket helvet verwenden. Da die Größe im Verhältnis jetzt nicht passt, sollte man ja die Größe über die Option scaled anpassen. Was wäre denn bei dieser Schriftkombination ein geeigneter Wert für scaled (90, 91, 92, ...)? Kann man das nur per Augenmaß anpassen oder gibt es da geeignete Werte?

Eine andere Frage: Sollte man in Grafiken die gleiche Schriftgröße verwenden wie im Fließtext? Mir kommt das manchmal so "klobig" vor. Gibt es da irgendwelche Regeln? Wie breit sollte man eine Grafik machen?

Danke + Grüße

Jambus

forum: 
Bild von Markus Kohm

Es gibt keine Serifenlose, die zu cmr besser passt als cmss. Es gibt keine Serifenlose, die zu ecrm besser passt als ecss. Es gibt keine Serifenlose, die zu lmr besser passt als lmss. Es gibt übrigens auch keine Serifenlose, die zur Palatino besser passt als die Palatino Sans. Bei der Palatino hat man als Heimanwender das Problem, dass die Palatino Sans sehr viel Geld kostet. Dieses Problem hat man den Standard-LaTeX-Fonts (egal ob CM, EC oder LM) nicht. Warum also sollte man zu einer der Standard-Serifenschriften von LaTeX ausgerechnet die Helvetica verwenden wollen, wenn man eine kostenlose Serifenlose in der Familie hat? Dass bei der EC den Serifenlosen größenabhängig ein wenig die Ausgewogenheit fehlt, ist kein Argument mehr, seit es fix-cm gibt.

Welche der drei Standard-Brotschriften Du verwendest, weiß ich natürlich nicht. Deshalb ist auch nicht zu sagen, wie man die Helvetica skalieren müsste, wenn man sie damit verwenden wollte, wovon ich eher abraten würde. Als Faustregel passt man die "x"-Höhen aneinander an. Das geht aber nur, solange dadurch kein erhebliches Ungleichgewicht bei den Versalhöhen die Folge ist.

Eine Grafik ist ein Konsultationselement. Für Konsultationselemente gilt grob, dass die Schrift einen Grad kleiner sein darf. Bei einer Grundschriftgröße von 12pt darf die Hauptschriftgröße in Grafiken also 10pt sein. Kleinere und größere Größen als Ergänzung sind möglich. Die gute Lesbarkeit ist aber bei Grafiken besonders wichtig! Eine Grafik soll ja einen Sachverhalt leicht erkennbar machen. Wenn man erst die Lupe rausholen muss, um in der Grafik etwas zu erkennen, dass hat sie ihren Zweck verfehlt.

Oha! Da bin ich ja an den Spezi geraten. Also, die Frage mit der Schrift in Garfiken wäre beantwortet. Dafür erst mal Danke. Allerdings wüßte ich noch gerne, ob es bestimmte Richtlinien gibt, wie Breit man Grafiken zB. im Verhältnis zur Textbreite machen sollte. Die Höhe der Grafik ergibt sich dann doch aus dem Golden Schnitt, oder?

Jetzt noch mal zu der serifenlosen Schrift im LaTeX-Dokument. Ich verwende ganz normal die scrartcl-Klasse aus dem KOMA-Script Paket. Dabei sind ja bestimmte Schriften vorgegeben. Header:

\documentclass[11pt]{scrartcl}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage[utf8]{inputenc}
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage{microtype}

Für die Die Überschriften wird eine serifenlose Schrift verwendet, die mir nicht so gut gefällt. Dafür möchte ich gerne Helvetica verwenden. Dafür binde ich das Paket

\usepackage{helvet}

ein. Da ich aber außerdem die "captionlabel" serifenlos darstellen möchte und auf diese Weise die serifenlose Helvet-Schrift und die normale Fließtext-Schrift nebeneinander stehen, fiel auf das die Helvet-Schrift trotz gleicher globaler Größeneinstellung etwas größer ausfällt. Im Forum habe ich jetzt gelesen, dass man Helvetica skalieren kann (und sollte), indem man

\usepackage[scaled=]{helvet}

einbindet. Meine Frage war jetzt eigentlich nur, wie ich den Faktor wählen sollte, damit es insgesamt wieder passt. Eigentlich keine Große Sache.

Danke für die Antwort.

Bild von Markus Kohm

Vergiss es. Die Helvetica passt auf keinen Fall besser zur ECRM als die ECSS (bzw. die ECSX, weil ja die fette Version in den Überschriften voreingestellt ist). Die fette Helvetica ist ohnehin schrecklich. Versuch Alternativ mal noch \usepackage{lmodern}. Ansonsten habe ich die Antwort schon gegeben: x-Höhen angleichen.

Das geht eigentlich ganz einfach, wenn man
\rmfamily\Huge x\sffamily x
ausdruckt und ausmisst. Dann den Skalierungsfaktor ausrechnen, auf zwei Stellen hinter dem Komma aufrunden und ausprobieren, ob damit dann sowohl die x-Höhe als auch die Versalhöhe halbwegs passen. Ggf. den Faktor etwas vergrößern.

Du wirst kaum jemanden finden, der das schon gemacht hat und Dir deshalb seinen Erfahrungswert mitteilen kann, weil Helvetica schlicht immer eine schlechtere Lösung sein wird als die Sans Serif in der Familie. Die Skalierung ist ja nichts weiter ein Kompromiss, um nicht gut passende Fonts etwas besser passend zu machen.

Was die Frage nach der Breite und Höhe einer Grafik betrifft, so ist zu sagen, dass das in erster Linie von der Grafik abhängt. Es ist natürlich immer schön, wenn nicht jede Grafik eine andere Breite hat. Deshalb gibt es Verlage, die beispielsweise sagen, dass eine Grafik entweder die Breite des Satzspiegels, zwei Drittel dieser Breite oder ein Drittel dieser Breite haben soll, wobei in den letzten beiden Fällen der Titel daneben statt darunter zu setzen ist. Schön ist auch, wenn man mit einem Konstruktionsraster arbeitet. Hat man beispielsweise einen DIV-Wert von 9 gewählt, dann sind die genannten Angaben schon einmal sehr schön. Dann hat man nämlich lauter schön Relationen. Verwendet man einen DIV-Wert von 10, dann dürften Grafikbreiten von 2/7, 5/7 oder eben kompletter Satzspiegelbreite eine gute Wahl sein. Die Höhe wiederum richtet sich nicht allein nach dem goldenen Schnitt, sondern ebenfalls nach dem Inhalt. Man kann die grafische Darstellung einer Geraden mit einer Steigung von 1/10 nicht einfach vertikal dehnen, damit sie der goldene Schnitt eingehalten wird. Das wäre Blödsinn. Natürlich ist es schön, wenn man bei den Abbildungen das Seitenverhältnis des Satzspiegels wiederfindet. Zwingend ist das aber nicht. Es kann auch spannend sein, eine doppelt- oder halbhohe Grafik zu haben.

Ich finde es übrigens durchaus erfreulich, dass Du Dir darüber Gedanken machst. Deshalb will ich auch noch erwähnen, dass es sehr ansprechend sein kann, einen Teil des Randes für Grafiken, Abbildungen aber auch Tabellen mitzuverwenden. Bei nebenstehenden Titeln kann der Rand auch für diese mitverwendet werden. Wer Zeit hat, sollte ruhig ein wenig experimentieren. Gleichzeitig sei aber auch gewarnt, dass nicht alles, was man anfänglich für eine ganz tolle Lösung hält, dem kritischen Blick standhält. Dabei meine ich weniger meinen kritischen Blick als Deinen in fünf Jahren. Derjenige, der sich für Typografie interessiert und vielleicht auch mal ein Buch dazu liest, wird aber an solchen Experimenten Spaß haben und dabei dazu lernen.

Nach genauerer Betrachtung bin ich auch zu dem Entschluss gekommen, die Schriftvorgaben zu übernehmen. Da wird sich schon einer Gedanken gemacht haben, der mehr Ahnung hat als ich. Die Philosophie von LaTeX scheint es ja ohnehin zu sein, möglichst wenig in die Formatierung eingreifen zu müssen um sich in erster Linie auf den Inhalt konzentrieren zu können.

Was die Grafiken betrifft: Ich freunde mich zurzeit mit dem PSTricks-Paketen an und bin erstaunt darüber, wie mächtig das Ganze ist. Darum eben auch die Fragen was Grafiken angeht. Das Ganze kann echt Spaß machen. Vielleicht wäre Typografie auch etwas für mich gewesen. *s*

Vielleicht noch eine Stilfrage: Macht es deiner Meinung nach Sinn, einen Rahmen um eine Zeichnung zu machen? Und vlt zu Schruften. Wann und wofür sollte man welche Haupt-Schriftgröße nehmen?

Danke + Grüße

Jambus

Bild von Markus Kohm

Bei den Rahmen scheiden sich die Geister. Ich betrachte sie eher als Stil- denn als Typografiefrage. Ich finde die Rahmen eher altbacken und – wenn ich mich einmal der Sprache eines der bekanntesten Typografen des letzten Jahrhunderts bedienen darf – Ausdruck eines begrenzenden Geistes. Ohne den Rahmen wirkt es in der Regel lockerer, frischer, freier.

Die Schriftgröße wiederum hängt von vielen Faktoren ab. Der wichtigste dabei ist, welchen Leser der Autor/Verlag vor Augen hat. Ich selbst habe beispielsweise beim KOMA-Script-Buch einen Leser vor Augen, der das Buch aufgeschlagen auf dem Schreibtisch liegen hat und gleichzeitig darin liest und am Computer arbeitet. Ich selbst arbeite so mit dem Buch. Deshalb kam für mich 10pt nicht in Frage, auch wenn der Verlag das zwischendurch mal angeregt hat. Liegt das Papierformat fest, ist auch dieses ein begrenzender Faktor. So gibt es beispielsweise kaum eine Möglichkeit, einspaltig mit 10pt auf A4 zu setzen, ohne dass dabei riesige Ränder und viel zu lange Zeilen entstehen. Die bei KOMA-Script voreingestellten 11pt sind der Kompromiss, den Frank Neukam damals bei Script 2 deshalb gewählt hat.

Schriften unter 10pt sollten eher selten verwendet werden, schon gar nicht als Grundschriftgröße. Aber auch eine Grundschriftgröße von mehr als 12pt ist außer bei Büchern für Grundschülern ebenfalls beim Lesen eher hinderlich – wobei das AFAIK nur eine Hypothese ist, die bisher durch keine aussagekräftige Studie belegt wird. Bei kleinen Schriftgrößen ist das anders. Dass diese Probleme beim Lesen bereiten können, merke ich langsam selbst. Ich sollte doch mal wieder einen Sehtest machen.

Die Schrift selbst ist natürlich auch ein Faktor. Wobei hier die gerne als fade eingeschätzte EC oder CM oder LM sehr unkritisch ist.

Bei dem vorgestellten Kopf fehlt mir noch etwas.

Ohne Angabe wird standardmäßig die Computer Modern verwendet, welche noch kleine Fehler hat. Besser wäre hier die Latin Modern.

\documentclass[11pt]{scrartcl}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage[utf8]{inputenc}
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage{lmodern}
\usepackage{microtype}

Oder man versucht sich mal an den kpfonts.

Bild von Markus Kohm

Deshalb hatte ich auf LM, lmr, Latin Modern und sogar \usepackage{lmodern} bereits in meinen Beiträgen hingewiesen.

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