scrletter location nach TL-pinning und update über Rand hinaus verschoben

Die Beseitigung des Pinnings habe ich auf der Seite mit der Erklärung zur Aktivierung ergänzt.

Will man häufiger hin und her schalten, beispielsweise weil man nur testen will, kann es sinnvoll sein, das Paket einfach ohne Pinning aus dem KOMA-Repository zu installieren. Beim nächsten Update wird es dann automatisch wieder überschrieben. Ebenso wird man es durch eine Reinstallation dann wieder los.

Stattdessen kann man KOMA-Script aber auch aus dem TDS-Repository in einem neuen, eigenen TEXMF-Baum installieren. Den kann man bei TeX-Live einfach per

tlmgr conf auxtree add TEXMF-Baum

aktivieren (wobei TEXMF-Baum durch den absoluten Pfad des TEXMF-Baums zu ersetzen sind). Mit

tlmgr conf auxtree remove TEXMF-Baum

wird man den Baum mit dem absoluten Pfad TEXMF-Baum wieder los. Natürlich muss man bei der TDS-Version selbst dafür sorgen, dass sie aktuelle bleibt. Dabei ist zu beachten, dass man die alte Version vor der Installation einer neuen Version löschen (oder durch umbenennen der Verzeichnisse beseitigen) sollte, weil beim einfach Auspacken des TDS-Archivs sonst inzwischen aus der Distribution gelöschte Dateien erhalten bleiben.

scrletter ist im Gegensatz von scrlttr2 nicht auf maximale Kompatibilität ausgelegt. Derzeit wird an dem Paket (und der davon abgeleiteten Wrapper-Klasse) heftig gearbeitet. Das geänderte Verhalten in diesem Fall ist allerdings auch nicht sonderlich überraschend. Überraschend ist eher, dass bisher nicht schon dasselbe Ergebnis erzielt wurde.

Genau genommen liegt ein Fall von unterschiedlichem Verhalten im Fehlerfall vor. Solche Dinge berücksichtige ich selbst bei der Weiterentwicklung von scrlttr2 normalerweise eher selten. Dass ein Problem vorliegt, meldet auch scrlttr2 (oder die offizielle Release von scrletter) sehr eindrucksvoll:

Underfull \hbox (badness 10000) in alignment at lines 47--47
[][] 
 
Overfull \hbox (46.37541pt too wide) in paragraph at lines 47--47
 |[]
 
Underfull \hbox (badness 10000) in alignment at lines 47--47
[][] 
 
Overfull \hbox (46.37541pt too wide) in paragraph at lines 47--47
 |[]

Das liegt an der viel zu breiten tabularx. Mit aktuellen tabularx und aktuellen scrletter bekommt man sogar noch eine deutliche Warnung von tabularx:

Package tabularx Warning: X Columns too narrow (table too wide)
(tabularx)                 on input line 53.

Da eine tabularx ohne X-Spalte ohnehin keinen Sinn ergibt, dürfte die beste Lösung sein, eine tabular zu verwenden:

\documentclass[version=last]{scrartcl}
\usepackage{scrletter}
%\documentclass{scrlttr2}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage{scrlayer-scrpage}
\usepackage{tabularx}
 
\setkomavar{backaddress}{%
	Max Mustermann\\
	Musterstr. 1\\
	D-12345 Musterstadt%
}
 
\setkomavar{location}{%
  % \raggedright
	\raggedleft
	\usekomafont{addressee}%
	\strut%<-- wichtig für Ausrichtung von location an backaddress (s. unten)
	\begin{tabular}{@{}lr@{}}
		\multicolumn{2}{@{}l@{}}{Max Mustermann}\\
		\multicolumn{2}{@{}l@{}}{Musterstr. 1}\\
		\multicolumn{2}{@{}l@{}}{D-12345 Musterstadt}\\
		\multicolumn{2}{@{}l@{}}{}\\
		Mobil&+49\,123 456789\\%
		E-Mail & x@y.z\\%
		\multicolumn{2}{@{}l@{}}{}\\
		\multicolumn{2}{l}{}\\
		\multicolumn{2}{r}{\pagemark} \\
	\end{tabular}%
}
 
% richtet die Pos. von location an der Pos. von backadress aus
\setplength{locvpos}{\useplength{toaddrvpos}}
\addtoplength{locvpos}{\useplength{backaddrheight}}
\scriptsize\addtoplength{locvpos}{-\ht\strutbox}%
\normalsize% Unbedingt auch wieder zurückschalten, falls danach noch
           % irgendwelcher Code eingefügt wird.
 
\begin{document}
\begin{letter}{%
	Petra Mustermann\\
	Vor dem Berg 1\\
	12345 Musterhausen%
}
\opening{Liebe Vereinsvorsitzende,}
%\pagestyle{letter}% auskommentiert, weil es für das Problem unwichtig ist und
                   % so der Vergleich mit scrlttr2 einfacher ist
 
hallo Welt!
 
\closing{Mit freundlichen Grüßen}
\end{letter}
\end{document}

Und schon sind alle Warnungen weg und das \raggedleft ergibt einen Sinn. Soll tatsächlich tabularx mit einer X-Spalte verwendet werden, so ist die Breite auf max. \linewidth zu begrenzen. Braucht man mehr Breite ist die Breite des location-Feldes anzupassen.

BTW: Ich habe oben auf die Benutzeranweisungen \setplength und \addtoplength umgeschaltet. Schließlich habe ich die extra auf Anwenderdruck eingeführt, also sollen die Anwender sie jetzt bitte auch verwenden.

Wie man sieht, sind TeX-Warnungen wie die zu underfull oder overfull boxes keineswegs so harmlos, wie manche Anwender gerne glauben und einige sogar glauben machen wollen. Es kommt immer auf den Einzelfall an.