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DIV-Faktor, Zeilenlängen und Durchschuss

Hallo zusammen,

ich bräuchte mal euren typographischen Rat. Ich schreibe gerade eine Magisterarbeit. Dazu verwende die Dokumentenklasse scrbook mit A4-Papier und 12pt-Schrift (Computer Modern).

Die meisten Ratgeber empfehlen ja für 12pt-Schrift einen DIV-Faktor von 12, die automatische Berechnung mittels \typearea{calc} liefert bei mir aber einen DIV-Faktor von 9. Das führt zwar dann in der Tat zu einer Zeilenlänge von ca. 70 Zeichen (inkl. Leer- und Satzzeichen), aber die Ränder sprengen doch deutlich den Rahmen.

Ein DIV-Faktor von 12 erscheint mir von den Rändern her wesentlich angemessener, allerdings komme ich dann auf knapp 80 Zeichen pro Zeile. Nun steht ja im scrguide, dass bis zu 80 Zeichen pro Zeile für geübte Leser zwar zumutbar seien, jedoch nur in Verbindung mit einer Vergrößerung des Durchschusses.

Ich habe also das Paket setspace eingebunden und ein wenig mit \setstretch herumgespielt, bin mir aber nicht so ganz sicher, welcher Wert im meinem Fall der beste ist. Kann mir einer der typographischen Experten diesbezüglich einen Ratschlag geben?

Viele Grüße
Alexander

PS: Die typographischen Vorgaben für meine Arbeit sind glücklicherweise nicht so streng, wie man es teilweise von anderen Leuten hört, aber bei einem DIV-Faktor von 9 sind die Ränder eindeutig zu groß.

forum: 
Bild von Markus Kohm

Zunächst einmal wüsste ich gerne welche Ratgeber zu einem DIV von 12 raten. In den Ratgebern, die ich so kenne, wird eigentlich fast nur die klassische Neunteilung empfohlen. Ich vermute da haben wieder irgendwelche Leute ganz tolle Hinweise für Diplomarbeiten, Dissertationen u. ä. im Internet veröffentlicht. Sei es drum.

Magisterarbeiten gehen in der Regel durch die Hände von Gutachtern. Die haben es gerne, wenn sie ordentlich viel Rand vorfinden, auf den sie ihre Anmerkungen schreiben können. Die Ränder können also gar nicht zu groß sein. Wenn die Arbeit gebunden wird, sollte übrigens noch ein BCOR angegeben werden (min. 10 mm), dann wird schon dadurch der äußere Rand kleiner und ggf. wird auch ein anderer DIV-Wert ermitteln.

Es spricht aber auch nicht wirklich etwas gegen einen DIV-Wert von 12. Denn die Gutachter sind Berufsleser also stören die 80 Zeichen pro Zeile nicht. Kommen wir also zu der Frage, wie man den Durchschuss erhöht. Auch wenn ich konkrete Angaben ohne genau Kenntnis des Werks und Umfeldes nicht gerne mache, würde ich einfach mal

\linespread{1.05}
\typearea[current]{last}

empfehlen &endash; ohne setspace. Das Paket setspace ist nämlich eher dazu gedacht, wenn man den Durchschuss unabhängig von den typografischen Erfordernissen ändern will, etwa für eineinhalbzeiligen Satz. Ich gebe zu, dass das Paket in der KOMA-Script-Anleitung durch den Kontext sehr missverständlich eingeführt wird. Ich sollte das gelegentlich überarbeiten.

Ist deine Frage damit hinreichend beantwortet?

Hier und auch an vielen anderen Orten findet man folgende Standardwerte für den DIV-Faktor:

Schrift
DIV

10pt
8

11pt
10

12pt
12

Im scrguide tauchen ja auch irgendwo diese Werte auf, allerdings wohl im Zusammenhang mit einer veralteten Funktion.

Bild von Markus Kohm

Diese Voreinstellungen stammen noch von dem LaTeX2.09-Stil Script, dem Vorläufer von KOMA-Script. Als Empfehlung taugen sie nur recht eingeschränkt. In der von dir genannten Literatur ist es auch keine Empfehlung, sondern wird als Standardeinstellung erwähnt. Übrigens wird dort ein paar Seiten weiter \thanks missverständlich eingeführt und \and sogar eher falsch. \thanks wird wie \footnote verwendet und \and dient als Trennanweisung mehrerer Autoren, hat also selbst kein Argument. Auch was über \marginline dort steht, ist nicht wirklich richtig.

Aber viel wichtiger: Hat dir mein Kommentar weiter geholfen, oder sind noch Fragen offen?

Hallo Markus,

Ja, Dein Kommentar hat mir geholfen. Ich hatte aufgrund des scrguide wirklich gedacht, ich müsse dafür setspace verwenden.

Mit fünf Prozent zusätzlichem Durchschuss sieht es für mich jetzt auch gut aus. Hatte vorher mit Werten um die zehn Prozent herumgespielt, aber dann wirkte es schon fast etwas streifig.

Vielen Dank

Zu Deiner Anmerkung, die Ränder seien nicht zu groß:

Dies ist aus typographischer Sicht sicherlich richtig, und glücklicherweise sind in meinem Fall die Vorgaben bzgl. des Satzspiegels auch nicht allzu starr. Trotzdem gibt es natürlich gewisse Konventionen, die sich im Laufe der Zeit eingebürgert haben.

Insbesondere muss ich dafür sorgen, dass die Anschläge pro Seite ungefähr im Rahmen dessen liegen, was die Gutachter von anderen Arbeiten gewohnt sind. Und das geht nunmal mit einem DIV-Faktor von 9 nicht. Allein darauf bezog sich meine Aussage, die Ränder seien zu groß.

Viele Grüße
Alexander

PS: Danke für den Hinweis bzgl. setspace. Das ist im scrguide wirklich etwas missverständlich.

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