Der herausragende Vorteil von ausgewachsenen Editoren wie eben Emacs
liegt darin, dass man sie eigenen Bedürfnissen anpassen kann.
Vor ein
paar Jahren musste ich jeden Monat ein umfangreiches Protokoll einer
Vorstandssitzung eines Vereins abliefern. Dazu habe ich das Paket
minutes
verwendet. Mit dem damaligen Editor (kile) war es recht
schwierig, vom Editor die Überschriften, also die Tagesordnungspunkte,
herausheben zu lassen. Wenn die Überschriften in einem Text aber nicht
herausgehoben sind, findet man sich nur sehr schwer im Editorfenster
zurecht. Der Hauptanlass für meinen Umstieg auf Emacs war die fehlende
Anpassungsfähigkeit der im LaTeX-Umfeld verbreiteten Editoren.
Die Sache mit den Vereinsprotokollen hat sich inzwischen erledigt. Aber
bei der Verwendung des Pakets scrjura
ergab sich ebenfalls die
Notwendigkeit, die Überschriften namens \Paragraph{title= ...}
hervorzuheben. Dafür genügte es, der Datei .emacs
folgende Zeile
hinzuzufügen:
'(font-latex-match-sectioning-2-keywords (quote (("Paragraph" "*[{" ))))
Dies gelang mir sensationellerweise sogar ohne fremde Hilfe. Dadurch
ermutigt, habe ich versucht, zweisprachige Texte im Editor auch
zweifarbig auszeichnen zu lassen.
Sucht man nach Paketen, mit denen man parallel laufende Texte mit LaTeX
setzen kann, stößt man rasch auf das Paket parallel
, das jedoch
einen in meinen Augen schwerwiegenden Nachteil hat. Man kann damit die
üblichen Listen und Aufzählungen nicht verwenden.
Ich war daher sehr erfreut, als ich nach einiger Zeit das Paket
parcolumns
fand, mit dem man zweispaltigen Text parallel ohne derartige
Einschränkungen setzen konnte. Heiko Oberdiek hat übrigens dazu das
Paket pdfcolparcolumns
veröffentlicht, das einige Fehlerkorrekturen
enthält.
Um zweispaltigen Text, links Deutsch, rechts Englisch, schreiben zu
können, habe ich mir folgenden Befehl definiert:
\newcommand\PC[2]{% \parcolumns[distance=2em]{2}% \colchunk[1]{\selectlanguage{ngerman}#1}% \colchunk[2]{\selectlanguage{english}#2}% \colplacechunks% \vspace{0.5\baselineskip}% }
Im Text verwende ich also den Befehl \PC{}{}
.
Nun wollte ich erreichen, dass der englische Text (also der in der
zweiten geschweiften Klammer) gelb hinterlegt
wird. Dies erwies sich, auch nach einer Rückfrage auf der
AUCTeX-Mailingliste, als nicht umsetzbar. Dagegen war es offenbar
keine besondere Schwierigkeit, den deutschen Text in der ersten
geschweiften Klammer gelb zu hinterlegen.
Alles was ich tun musste, war der Datei .emacs
folgende Zeile
hinzuzufügen:
'(font-latex-user-keyword-classes (quote (("Parcolumns" (("PC" "{")) (:background "yellow") command))))
Beide Anpassungen habe ich über das Emacs-Menü vorgenommen und nicht
.emacs
direkt editiert. Die beiden hier abgedruckten Zeilen stehen
also in einem großen Absatz nach (custom-set-variables . . .
.
Man kann nun an dem gelben Balken hinter dem deutschen Text gleich
erkennen, wo die »Sprachgrenze« verläuft. Hoffentlich findet das noch
jemand so praktisch wie ich.
Org version 7.5 with Emacs version 23
Kommentare
Am Rande erwähnt
Das Paket ledpar – zusammen mit ledmac und ledarab – hat inzwischen endlich wieder einen Maintainer, der es wohl auch wirklich weiter entwickelt. Ich habe ledpar allerdings nie selbst verwendet und kann deshalb nicht sagen, ob es für Deine Bedürfnisse beim parallelen Setzen von Text ebenfalls tauglich wäre.