Und manchmal kann man von außen nur schwer erkennen, wie groß diese Schritte tatsächlich sind. Letzteres betrifft aus meiner begrenzten Zwergensicht beispielsweise den LaTeX-Kern. Der wurde in den letzten Wochen massiv an Änderungen bei lualatex angepasst. Diese Änderungen bemerkt der LaTeX-Anwender im Idealfall gar nicht. Anwender von lualatex würden hingegen sehr stark bemerken, wenn es diese Änderungen nicht geben würde, sie aber trotzdem beispielsweise lualatex aus dem kommenden TeX Live 2016 verwenden würden.
Etwas anders ist es bei KOMA-Script. Da habe ich kleiner Zwerg in den letzten Monaten den kompletten Code der Überschriften und der Verzeichniseinträge neu geschrieben. Der Code für die Überschriften ist größtenteils schon seit einigen KOMA-Script-Releases im Einsatz und erlaubt nun vergleichsweise einfach vielfältige Änderungen, die früher nur mit großem Aufwand möglich waren. Bisher gab es bei mir dazu erstaunlich wenige Fehlermeldungen und Support-Anfragen. Die meisten davon betrafen Hacks, die nun nicht mehr funktionieren. Diese konnten bisher aber alle durch nun erst mögliche, saubere Lösungen ersetzt werden.
Seit Oktober, also ungefähr seit einem halben Jahr, habe ich dann daran gearbeitet, den Code für Verzeichniseinträge neu zu schreiben. Während die Überschriften eine Angelegenheit der KOMA-Script-Klassen sind, sind die Verzeichniseinträge bei KOMA-Script eine Sache von Paket tocbasic. Dieses Paket ist grundsätzlich so entworfen, dass es auch von anderen Klassen und Paketen genutzt werden kann – oder zumindest könnte, wenn sich die Paketautoren dafür interessieren würden. Dadurch wurde auch die Weiterentwicklung ein wenig erschwert. Da mir aber bisher kein anderes Paket bekannt ist, das tatsächlich Gebrauch davon macht, hat es die Dinge auch nicht übermäßig erschwert. Natürlich mussten auch die KOMA-Script-Klassen an die neuen Möglichkeiten angepasst werden. Das waren am Ende ebenfalls recht tiefgreifende Änderungen.
Sowohl die Änderungen bei den Überschriften als auch bei den Verzeichniseinträgen sind für viele Anwender, die KOMA-Script mit den Voreinstellungen verwenden, gar nicht zu erkennen. Das war natürlich auch ein Ziel bei dem Ganzen. Von außen soll es so aussehen, als wäre alles beim Alten. Erst, wenn man Änderungen vornehmen will, beispielsweise alle \subparagraph
-Überschriften im Inhaltsverzeichnis rote Häschen statt schwarzer Pünktchen als Trennlinie verwenden sollen, dann wirken sich die Änderungen insofern aus, als die Umsetzung deutlich vereinfacht wird.
Übrigens können die Autoren juristischer Hausarbeiten jetzt auch ganz einfach \subsubparagraph
, \subsubsubparagraph
und \ichbraucheauchnochetwastieferes
definieren – wenn man auf zergliederte Dokumente steht.
All diese tiefgreifenden Änderungen bergen natürlich auch gewisse Gefahren. Um diese zu reduzieren, habe ich in den letzten Monaten auch immer wieder Prereleases von KOMA-Script 3.20 veröffentlicht. Derzeit bin ich in dem Stadium, so viel wie möglich zu testen und die Anleitung zu verbessern. Je mehr Leute die Version testen, desto besser ist auch die Chance, dass die endgültige Release wenig Probleme bereitet. Deshalb gibt es derzeit auch alle paar Tage eine neue Prerelease.
Eigentlich hatte ich noch in KOMA-Script 3.20 ein paar weitere Änderungen geplant, die sich auf diese neuen Möglichkeiten stützen. Allerdings werde ich die aus verschiedenen Gründen wohl auf etwas später verschieben. Eigentlich wollte ich KOMA-Script 3.20 bereits Anfang April veröffentlichen. In gewisser Weise ist die Version also bereits verspätet und das soll sich nicht ewig hinziehen.
So hoffe ich, dass am Ende der Riesenschritt des kleinen Zwergs keinen allzu großen Aufruhr verursachen wird.
In diesem Sinne und bis demnächst
Markus Kohm