Es gibt eine ganze Seite, die sich mit dem Thema Minimalbeispiel beschäftigt. Auch auf den Partnerseiten gibt es ausführliche Informationen zur Erstellung eines Minimalbeispiels, beispielsweise recht kurz bei goLaTeX oder sehr detailiert bei TeXwelt. Dort ist auch ausführlich erklärt, wie selbst ein Anfänger aus einem Dokument mit einem realen Problem ein Minimalbeispiel erstellen kann. Bei aller Mühe, die der Anwender hat, sei daran erinnert, dass so nicht nur die Möglichkeiten zu effektiver Hilfe deutlich verbessert werden, Minimalbeispiele ersparen auch unnötige Diskussionen und Ärger.
Ein vollständiges Minimalbeispiel zu einem LaTeX-Problem ist ein möglichst kleines LaTeX-Dokument, bei dem das entsprechende Problem auftritt bzw. mit dem das Problem verdeutlicht werden kann. Das Attribut "vollständig" ist dabei wichtig. Eine Dokumentpräambel ist kein vollständiges Beispiel. Eine Hauptdatei, die diverse andere Dateien oder Grafiken lädt ist ohne diese anderen Dateien und Grafiken nicht vollständig. Am besten werden Unterdateien direkt in die Hauptdatei eingefügt und \includegraphics-
Anweisungen durch \rule-
Anweisungen ersetzt. Auch eine Datei, an der erst Änderungen vorgenommen werden müssen, damit man das Problem sieht, sind kein vollständiges Beispiel für das Problem. Zur Vermeidung langer Fülltexte können gerne Pakete wie blindtext oder lipsum verwendet werden. Diese sind auf CTAN zu finden. Bei blindtext ist darauf zu achten, dass eine aktuelle Version verwendet wird, da frühere Versionen erhebliche Probleme mit Leerzeichenfehlern hatten. Teilweise kann man Text aber auch durch \vspace-
Anweisungen ersetzen.
Obwohl der Name "vollständiges Minimalbeispiel" eigentlich impliziert, das es das kleinste LaTeX-Dokument für diesen Zweck ist, relativiere ich dies bewusst. Das kleinste Dokument muss nicht unbedingt auch das beste sein. Auch wird ein weniger versierter Anfänger eventuell bei optimaler Anstrengung nicht unbedingt das kleinst mögliche Dokument finden, das dieses Problem zeigt. Deshalb verwende ich die Bezeichnung »ein möglichst kleines LaTeX-Dokument«.
Mir ist wichtig, dass ich mit dem Minimalbeispiel arbeiten kann, ohne mir um Dutzende unerheblicher Definitionen und Pakete Gedanken machen zu müssen. Ich mag es auch, wenn mir jemand bei einer Frage, die scheinbar nicht an einem Minimalbeispiel gezeigt werden kann, ein solches mitliefert. Ich kann dann genau an diesem Beispiel meine eigenen Tests vornehmen und das Beispiel für meine Lösungsvorschläge verwenden. An einem Minimalbeispiel kann ich oft auch erkennen, wie fortgeschritten der Anwender ist, wie ausführlich ich also bei Antworten sein sollte. Gerade Anfänger haben oft Probleme, für die die Frage dann nur ein Symptom ist. Mit einem Minimalbeispiel kann ich das eventuell erkennen und so wesentlich bessere Hilfe leisten. Kein Minimalbeispiel, bedeutet für mich, dass der Anwender auch nur eine minimale Antwort benötigt.
Im Endeffekt signalisiert mir ein Minimalbeispiel, dass eine Frage wichtig ist, und ermöglicht mir gleichzeitig, meine best mögliche Antwort zu geben. Ohne Minimalbeispiel lautet meine best mögliche Antwort eventuell nur »verstehe ich nicht, kann ich so nicht beantworten.« Das gilt ebenso, wenn sich der Fragesteller erkennbar wenig Mühe mit dem Minimalbeispiel gegeben hat oder in unübersichtlicher Weise mehrere Probleme schwer erkennbar in einem Beispiel miteinander vermischt wurden. Nach Möglichkeit sollte jedes einzelne Problem in einem einzelnen Minimalbeispiel (und möglichst einem eigenen Forumsbeitrag) eingegrenzt werden. Nur, wenn sich dabei zeigt, dass Probleme untrennbar zusammen gehören, also dass es sich um Teilaspekte eines größeren Problems handelt, ist ein einziges Minimalbeispiel sinnvoll. Die Teilprobleme und deren Abhängigkeiten sollten dann aber auch deutlich genannt werden.