Sie sind hier

Teil 3: Das erste Dokument

Bild von Markus Kohm

In Teil 3 des LaTeX Tutorials geht es mit einem ersten »Latek¹«-Dokument los. Die ersten zwei Minuten sind bis auf die Aussprache von LaTeX nicht zu beanstanden. Dann wird jedoch gleich einmal konstatiert, dass »wenn man ein deutsches Dokument schreibt, wie wir jetzt, scrartcl« statt article verwendet wird. Hey! scrartcl ist keine Frage von Deutsch, Slowenisch oder Englisch! Die Voreinstellung ist sogar Englisch! In Wirklichkeit ist der Punkt, dass scrartcl sehr viel flexibler ist als die Standardklasse article! Leute, vielleicht könnt ihr euch das endlich mal merken!

Der Autor weiß auch nicht, warum scrartcl »auf Deutsch jetzt genau so heißt«. Das muss man tatsächlich nicht unbedingt wissen. Ich hätte es ihm aber verraten können und in früheren Anleitungen stand es sogar noch drin, ist dann aber irgendwann der Kürzung zum Opfer gefallen, weil ich niemanden mit der Story langweilen wollte.

Außerdem behauptet der Autor, Option a4paper sei quasi der Standard. Da hat er nicht ganz Unrecht. Bei scrartcl ist diese Option in der Tat Standard, also Voreinstellung, weshalb er sie sich hätte sparen können.

An seiner Erklärung zu \usepackage[utf8]{inputenc} amüsiert sich der Autor selbst. Ich auch. Wenn man nicht die technischen Grundlagen erklären will, sondern sich mehr an der Anwenderpragmatik orientiert, ist die Erklärung aber gar nicht so schlecht, so in etwa: »Macht das, es ist besser, wenn ihr bestimmte Zeichen eingeben können wollt.« Hoffen wir, dass nicht gleich jemand das dabei erwähnte »€« ausprobiert. Außerdem hätte er vielleicht nicht den Bezug Windows → utf8 herstellen sollen. Der ist auch nicht besser als der vollkommen falsche Bezug Windows → latin1 oder Windows → ansinew, den ich bei anderen oft noch immer lesen muss. Überhaupt ist die Behauptung, das hinge oft vom Betriebssystem ab, schlicht falsch. Es hängt vom Editor und dessen Einstellung ab, von sonst nichts. Die Verwendung von inputenc selbst hängt außerdem davon ab, ob man PDFLaTeX oder LuaLaTeX oder XeLaTeX verwendet. Bei einer wirklich aktuellen LaTeX-Distribution kann man sich bei Verwendung von UTF8 als Eingabecodierung das ganze \usepackage[utf8]{inputenc} übrigens auch einfach sparen. Mit LaTeX 2018/04/01 wurde UTF8 nämlich die Standardcodierung auch für PDFLaTeX. Wie man sieht, kann so ein Tutorium auch von der Entwicklung überholt werden, so dass Teile davon überflüssig werden.

Die Erklärung zu babel ist auch nicht schlecht. Nur mit der Sortierung des Inhaltsverzeichnisses hat das nichts zu tun.

Achja: Es heißt weder »inpu-tenc« noch »font-tenc«!

Bei mir dauert auch die Auswahl der korrekten Pakete nicht am allerlängsten, weshalb sich LaTeX auch keineswegs nur für lange Dokumente eignet.

In Minute 7 werden dann \section als »Überkapitel« und \subsection als »Unterkapitel« erklärt. Jetzt wird mir klar, warum die Leute immer glauben, dass scrartcl Kapitel habe. Warum nicht einfach »Abschnitt« und »Unterabschnitt«? Das wäre eine deutlich bessere Idee!

Bei allen Dingen, die der Autor nicht so recht erklären will, erwähnt er, das sei quasi der Standard. Überhaupt verwendet er »quasi« quasi noch viel lieber als ich.

Gut: Er erklärt, dass man für Referenzen und das Inhaltsverzeichnis mehr als einen LaTeX-Lauf benötigt.

Alles in allem sind in diesem Teil von »Latek« und »Tex« abgesehen keine echten Fehler. Er dürfte für Anfänger durchaus nützlich sein.


1  Darüber komme ich wohl über alle Teile nicht hinweg.

Comments for "Teil 3: Das erste Dokument" abonnieren